Josh schläft noch tief und fest. Draußen auf der weiten Wiese setze ich mich hin und schreibe meinen Tagebucheintrag von gestern. Von den Mücken ist nun nichts mehr zu sehen. Sehr angenehm muss ich sagen. Eine halbe Stunde lang genieße ich die Stille im nichts.
Natürlich kommt ein Mongole vorbei. Jedesmal eine schwierige Angelegenheit. Was soll man sagen? Weder mit Deutsch, Englisch oder Russisch kommt man weiter. Mit Händen und Füßen geht es auch nicht immer glatt. Andere Länder andere Gesten. Verbeugt man sich oder gibt man die Hand zur Begrüßung? Vielleicht macht man ja auch keins von beidem. Ich habe keine Ahnung. Der Mongole ist jung und deutet immer wieder auf sein Pferd. Will er mir anbieten zu reiten? Ich deute ein par mal auf den Sattel. Er nickt immer wieder. Hier muss ich jetzt anmerken es handelt sich um einen mongolischen Sattel. Diese sind aus Holz, klein, eng und Polster für die empfindlichen „nicht Mongolen“ gibt es auch nicht.
Schwerenmutes steige ich auf. Das erste Mal auf einen Pferd seid Jahren. Ich meine ich wäre mal in Mexiko auf einen Pferd gewesen. Genau weiß ich es aber nicht mehr. Ausgerechnet mit einem Mongolischen Sattel muss ich mein Debüt starten. So unbequem wie ich dachte ist er dann doch nicht. Er führt sein Pferd ein par Mal im Kreis. Von oben herunter rufe ich nach Josh. Schließlich wacht auch er auf.
„Was ist los?“
„Ich dachte dass du vielleicht auch reiten willst.“
„Reiten?“
„Ja reiten.“
„Wieso reiten?“
„Hier ist ein Mongole mit Pferd.“
Josh wälzt sich aus dem Zelt und lacht. „So werd ich hier geweckt.“ Josh schwingt sich auch noch aufs Pferd und dreht ein par Ründchen. Was geben wir ihm als Dankeschön? Auf dem Motorrad fahren wird als Gegenleistung angeboten. Meine Maschine muss dafür hinhalten. Schließlich startet sie ja ohne anschieben.
Besorgt schaue ich dem Mongolen zu. Häufig höre ich die Stoßdämpfer durchschlagen. Schließlich bleibt er im Feld stecken und erdrosselt den Motor. Ich komme ihm zur Hilfe. Skeptisch stellt er die Maschine ab und deutet auf sein Pferd. Motorräder sind wohl nicht seine Leidenschaft.
Zurück auf der Straße geht es nun Richtung Karakorum. Diesmal nehmen wir die richtige Abzweigung. Kamele kreuzen die Straße. Josh steigt begeistert ab. Die Fotokamera ist binnen Sekunden draußen. Auf der linken Seite ist ein kleiner See. Dort ziehen die Kamele hin.
4 junge Mongolen kommen Josh entgegen. Er ist bereits unten am See. Ich kümmere mich derweil um meine Maschine. Sie verschluckt sich wieder in regelmäßigen Abständen und diesmal ist keine Tankstelle in der Nähe. Vielleicht bringt der „Benzin/Zündkerzen“ – Trick die Heilung. Josh schießt ein par lustige Fotos mit den Kamelen und den drei Mongolen. Er lässt ihnen noch einen par Buntstifte da als Dankeschön.
Meine Maschine fährt wieder ihre normalen 40 km/h. Nach ca. 2 Stunden auf recht guten Asphaltstraßen erreichen wir das Kloster. Es liegt nicht vor sondern in Karakorum und ist ein wahrer Touristen Magnet. Wir stellen die Motorräder vor den Klostermauern ab. Sofort kommen Mongolen von den Touristenbussen auf uns zu und untersuchen unsere Maschinen. Es bleibt nicht beim Augenkontakt. An Teilen wird wie selbstverständlich gerüttelt und geschüttelt. Für uns natürlich unangenehm. Wissen wir doch um die Empfindlichkeit unserer Bikes. Außerdem merken wir, dass wir schlecht ins Kloster reingehen können ohne jemanden zu finden der aufpasst. Schließlich bleibe ich draußen stehen und bewache die beiden, während Josh drinnen Fotos macht.
So interessant finde ich diese Klöster sowieso nicht. Heiß ist es und ich ziehe meinen Hut tief in die Stirn. Ein mongolisches Pärchen kommt auf mich zu und will ein Foto mit mir und den Maschinen haben. Ich willige ein. Die Frau stellt sich noch mit dazu. Begeistert deutet sie auf meinen Helm. Ich nicke und sie zieht ihn auf. Vier Fotos werden gemacht. Sie danken mir uns gehen ins Kloster. Nach gespürten 45 Minuten ist Josh wieder da. Mein Magen knurrt und wir suchen ein Restaurant. Glück haben wir. Gerade als wir eins gefunden haben fängt es an zu Regnen. Beim bestellen ist es immer gut, so jemand wie Uyanga zu kennen. Wir rufen sie kurz an und sie ordert für uns. Eine Stunde verbringen wir mit nichts tun. Wir müssen den Regen abwarten.
Tzetzerlerg sollten wir heute noch schaffen. Auf dem Weg kommen uns alle 2 Kilometer Toyota Rally Jeeps entgegen. Jedesmal finden wir uns in einer Staubwolke wieder, die meine Augen tränen lässt. Die Straßen sind nun Miserabel. Schlaglöcher und am schlimmsten Bodenwellen lauern überall. Gegen Abend erreichen wir ein kleines Dorf (5 Häuser) mit Fluss. Er ist sauber und lädt zum Baden ein. Das haben wir dringend nötig. Gerade wollen wir das Zelt aufschlagen, schon kommt wieder ein Mongole. Ich bin genervt. Wollte ich doch direkt ins Wasser springen. Nun müssen wir wieder auf unsere Sachen aufpassen. Er durchsucht alles. Er macht sogar zwei Gläser auf bevor Josh und Ich ihn stoppen können. Immerhin wissen wir jetzt was wir heute Abend essen müssen. Wir reiten ein bisschen auf seinen Pferd. Ein Freund kommt auf einem Motorrad vorbei. Er ist ein bisschen höflicher und durchwühlt nicht direkt unsere Sachen. Wir lassen sie ein bisschen auf unseren Maschinen fahren. Besorgt schaue ich ihnen zu. Morgen muss ich wohl mehr als nur eine Schraube nachziehen. Wir ziehen es vor doch den Zeltplatz wo anders aufzuschlagen. Zu merkwürdig ist uns die neue Bekanntschaft. Josh schlägt die andere Seite des Flusses vor. Ich würde am liebsten noch 20 Kilometer weiterfahren. Dort auf der anderen Seite bleiben wir bestimmt nicht allein. So ist es dann auch. Wir haben unseren Mongolen noch zum Abendessen an der Backe. Am Ende fehlt meine Kopflampe. Er ist nicht mehr zu finden. Meine Laune ist im Keller. Das bekommt Josh auch zu spüren, was mir natürlich Leid tut. Wir beschließen Nachtwache zu halten. Josh übernimmt die erste Schicht ich die zweite. Das heißt für mich erstmal schlafen und um drei wieder wach werden.