Mongoleireise – 22.Juli

4 Uhr morgens ist eine grausame Uhrzeit. Schwerfaellig gehts raus. Gepaeck nach unten schleppen, aufs Motorrad packen und super festbinden. Nun Joshs Motorrad auf Touren bringen. Kickstart geht nicht, anschieben klappt auch nicht mehr. DAS DARF DOCH NICHT WAHRSEIN!!! Beim anschieben geht die Maschiene zwar an aber reagiert nicht aufs Gas. Sie bekommt kaum Benzin, so unsere Schlussfolgerung. Wieso nur? Die Leitung geht vom Tank in den dazwischen geschteckten Benzinfilter, dann direkt zur Zuendung. Ich habe einen Verdacht. Der Benzinfilter scheint zu tief zu haengen. Josh schneidet ein Stueck der Leitung zwischen Tank und Benzinfilter ab. Dadurch haengt der Benzinfilter hoeher und tatsaechlich! Immernoch protestierend aber der Motor bleibt an. Los gehts auf die Hauptstrasse. Alles frei :)! Ueber die roten Ampeln. Interessiert ja eh keinen. Diesmal koennen wir den Schlagloechern rechtzeitig ausweichen. Es macht einen Spass. Unglaublich! Die Gaenge lassen sich Butterweich schalten, jedes drehen am Gas zieht mich mit Gewalt voran. Der Fahrtwind ist kalt aber angenehm. Schneller als gestern erreichen wir den Bahnsteig. Unsere Haende gehen vor Freude nach oben. Es klappt! Wir kommen endlich weiter. Dann die Stadtgrenze mit einer Zollartigen Station. Ich bleibe 500 m davor stehen. „Was ist los?“ fragt Josh. Mein Finger zeigt auf die Zollstation. Kein Weg fuehrt drum herum. Ein dicke Betonmauer von Horizont zu Horizont. Die Stadtgrenze! Wie sollen wir da durch kommen? Einfach Gas und weiter? Werden wir dann verfolgt? Was bringts? Versuchen! Anders geht es nicht. Keiner versucht uns aufzuhalten. Verfolgt werden wir auch nicht. Langsam frage ich mich: „Haben wir einfach nur extremes Glueck oder interessiert es wirklich keinen?“ Egal wie es ist, geschafft haben wir es. Immer Richtung Westen auf den Weg zum White Lake. 2 km spaeter stehe ich bedroepelt am Strassenrand. Einen Knall hat es gegeben im Auspuff. Anspringen will sie nicht mehr. Wir versuchen es auch mit anschieben. Keine Chance. Sie schleppt sich vllt. 200m weit, geht dann jedoch wieder aus. Ueber den Huegel ist ein kleiner Ort mit Tankstelle. Schweissgebadet, mit Haenden und Fuessen erklaere ich der Tankstellenwaerterin den ernst der Lage: „Gibt es hier eine Werkstadt, wenn ja wo? Natuerlich gegen Bares!“ Ja so etwas aehnliches gibt es tatsaechlich. Sie ruft den tankenden Leuten etwas zu, diese lassen sofort alles stehen und liegen. Ich deute verlegen auf meine Maschiene. Es wirkt wie ein Boxenstopp. Vier Maenner ruetteln an allem. Ich fange an mir Sorgen zu machen. Reparieren oder demontieren sie sie? Einer winkt und deutet auf die Zuendkerze. Josh gibt ihm eine Ersatzzuendkerze. Leider kein Effekt. Kurze laute Diskussion. Benzin wird auf die Zuendkerze getroepfelt. Laut springt der Motor wieder an. Was fuer eine Erleichterung. Ich danke den Leuten so gut ich kann. Sie laecheln und begeben sich wieder zu ihren Wagen. Geld verlangen sie nicht. Leider ist meine Maschiene nicht ganz wieder hergestellt. Bei mehr als 3500 u/min greift das Getriebe nicht richtig. Mehr als 40 km/h ist nicht drin. Deprimierend. Ich fuehle mich wie auf einen Mofa.
Das Dorf ausser Sichtweite, machen wir den ersten freiwilligen Stop. Auf einer grossen Wiese liegen wir im Schatten der Motorraeder.

Stiere mit teilweise sehr grossen Hoernern grasen frei und ohne Zaun um uns rum. Ein junger Stier wird neugierig und nuckelt an meinem Trinkschlauch. Ein bitteres Erlebnis. Sofort wische ich das Mundstueck ab. Hoffentlich bekomme ich jetzt nicht irgendeine komische Krankheit deswegen.
Kurz dannach hoehrt die Asphaltstrasse auf. Atemberaubend! Nichts als Gras und Huegel soweit das Auge reicht. Dort wo die Fahrzeuge lang fahren, ist das Gras duenn oder komplett abgetragen. Motorradfahren ist nicht ungefaehrlich. Immer wieder gibt es kurze Sandpassagen die schnell die Reifen durchdrehen lassen. Die ersten „Wildpferde“ begegnen uns auf der Strasse. Wir steigen ab. Josh muss sein Gepaeck neu fixieren, ich filme ein bisschen und bringe das GPS mit einer menge Tape auf den Tank an. Jap wir sind auf den richtigen Weg. So fahren wir mehrere Stunden am Stueck. Ich kontrolliere ab und zu den Weg waerend der Fahrt. Peinlicherweise haut es mich dabei bei einer sandigen Stelle aus der Bahn. Direkt vor zwei Mongolen komme ich erst ins schleudern, dann stuerze ich bei der halsbrecherrischen Geschwindigkeit von 2 km/h. Zu guter letzt muss mir Josh auch noch helfen die Maschiene wieder in die Fahrposition zu bringen. An liebsten haette ich den zwei Mongolen gesagt: „Ich fahre erst seid 5 Stunden Motorrad und habe nicht nur Gepaeck sondern auch einen 10 Liter Wasserbeutel auf der linken Seite (nach links bin ich umgekippt).“
Eine Sonnenbrille wird irgendwann unverzichtbar. Immer wenn Autos ueberholen oder entgegenkommen wird man eingehuelt in eine dicke Sandwand. Die Augen traenen ordentlich. Ein notduerftiger Schutz in Form einer Brille hilft da schon. Heute haben wir uns einen groesseren Fluss als Tagesziel gesetzt. Ca 147km von Ulan-Bator entfernt. Durchschnittlich kommen wir mit 25 km/h vorran. Bei der Mittagspause versagt das GPS. Der Strom des Zigarettenanzuenders ist anscheinend nicht gut genug. Ab jetzt gehts mit Karte weiter. Manchmal wuerde man die verdammte Elektronik am liebsten in den Himmel schiessen.
An dem heutigen Tag habe ich Josh Maschiene mindestens 20 mal angeschoben. Es ist schon ein nerviger Fehler. Immerhin die letzten km koennen wir wieder auf Asphalt fahren. Der Ruecken tut ordentlich weh. Schlagloecher haben ihn durchgeruetelt.
Der Fluss liegt direkt hinter einem Dorf. An seinen Ufern schlagen wir das Zelt auf.

Milliarden von 2-3 mm kleinen Fliegen gibt es da. Abendessen wird in langen Klamotten und Moskitonetzen. Fliegen werden einfach mitgegessen. Es kostet ueberwindung aber der Hunger treibts rein. Das Wetter schlaegt um. Ein Sandsturm zieht ueber uns hinweg. Gute Sache, dass Josh ein Sturmfestes Zelt gekauft hat!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
To prove you're a person (not a spam script), type the security word shown in the picture. Click on the picture to hear an audio file of the word.
Anti-spam image