Die Morgensonne heitzt das Zelt ordentlich auf. Es ist sehr warm. Ohne Fruehstueck geht es zurueck auf die Strasse. Der Asphalt ist schoen zu fahren.

Mit 40 km/h Spitze werden wir andauernd ueberholt. Meinen ersten in Freiheit lebenden Adler sehe ich links am Strassenrand. Ich halte an und will ein Foto machen. Natuerlich wartet er nicht bis ich meine Kamera rausgekramt habe. Was fuer eine enorme Spannweite haben diese Tiere!?

Spaeter sehen wir einen Kadaver an der Seite. Geier fressen sich daran satt. Josh moechte davon ein par Bilder machen, derweil gehe ich auf eine besondere Felsformation zu. Es ist eine Ansamlung von Gestein auf einer Huegelspitze. Der Weg dorthin nimmt Zeit in Anspruch. Desto naeher ich komme, bemerke ich die enorme Groesse. 5-6 Meter hoch ist es etwa. Josh ist mir gefolgt. Nun sind wir beide auf dem Weg rauf. Die Aussicht muss super sein von dort oben. Schwieriger als gedacht ist der Aufstieg.

Der Fels, an vielen Stellen bruechig. „Julian komm mal schnell! Ich stuerze gleich ab!“ Mit schnell kann ich leider nicht helfen. Selbst klammer ich mich an einer unguenstigen Stelle fest. Ein par elend lange Sekunden vergehen. Durch meinen  Kopf schiessen „Wahrscheinlichkeiten“. Ein Sturz aus der Hoehe zieht mindestens Knochenbrueche mit sich. Waere es sogar Lebensbedrohlich? Langsam schiebe ich mich zurueck. Vllt. kann ich ja doch helfen, auch wenn es nur langsam geht. Dann die Erloesung. Er hat es aus eigener Kraft geschafft. Einfach nicht daran denken was passiert waere wenn. Dies macht nur unsicher. Zurueck gehen ist jetzt auch nicht mehr drin. Oben angelangt gibt es eine tolle Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen. Kein Hinderniss nimmt die Weitsicht. Ich mache viele Fotos, kombiniert ergeben sie am PC hoffentlich ein Panorama.

Spaeter am Tag gabelt sich die Strasse. Wir fahren links lang, die Richtung scheint zu stimmen. Am Horizont erscheint eine kleine Berg kette. Unser Weg fuehrt genau darueber. Am Abhang stehe viele PKW und LKW. Die Steigung war zu viel. Unsere Motorraeder jedoch ohne Beschwerden. Selbst die 40 km/h Grenze hebt sich auf ganze 60. Ein gutes Gefuehl! An einer Tanke dann doch wieder Ernuechterung. Rechts rum waere richtig gewesen. Wie viel Kilometer wir in die falsche Richtung gefahren sind, wissen wir nicht mehr. Zurueck gehts ohne viel murren. 60 Kilometer Umweg muessen wir hinnehmen. Kurz vor der Gablung schlagen wir an einem See das Zelt auf. Gegessen wird mitten in einer riesigen Kuh / Pferde Herde.

Die Kuehe sind sehr neugierig. Ich versuche mich darin, die Herde wegzutreiben. Es klappt ganz gut.

Spaeter kommt noch ein Mongole. Schweigend beobachtet er uns mit teilweise verwunderter Miene. Unser Zelt ist nicht nach seinem Geschmack.
Im See baden ist unmoeglich. So viele Muecken habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Also wieder dreckig schlafen gehen. Yeees :)!

4 Uhr morgens ist eine grausame Uhrzeit. Schwerfaellig gehts raus. Gepaeck nach unten schleppen, aufs Motorrad packen und super festbinden. Nun Joshs Motorrad auf Touren bringen. Kickstart geht nicht, anschieben klappt auch nicht mehr. DAS DARF DOCH NICHT WAHRSEIN!!! Beim anschieben geht die Maschiene zwar an aber reagiert nicht aufs Gas. Sie bekommt kaum Benzin, so unsere Schlussfolgerung. Wieso nur? Die Leitung geht vom Tank in den dazwischen geschteckten Benzinfilter, dann direkt zur Zuendung. Ich habe einen Verdacht. Der Benzinfilter scheint zu tief zu haengen. Josh schneidet ein Stueck der Leitung zwischen Tank und Benzinfilter ab. Dadurch haengt der Benzinfilter hoeher und tatsaechlich! Immernoch protestierend aber der Motor bleibt an. Los gehts auf die Hauptstrasse. Alles frei :)! Ueber die roten Ampeln. Interessiert ja eh keinen. Diesmal koennen wir den Schlagloechern rechtzeitig ausweichen. Es macht einen Spass. Unglaublich! Die Gaenge lassen sich Butterweich schalten, jedes drehen am Gas zieht mich mit Gewalt voran. Der Fahrtwind ist kalt aber angenehm. Schneller als gestern erreichen wir den Bahnsteig. Unsere Haende gehen vor Freude nach oben. Es klappt! Wir kommen endlich weiter. Dann die Stadtgrenze mit einer Zollartigen Station. Ich bleibe 500 m davor stehen. „Was ist los?“ fragt Josh. Mein Finger zeigt auf die Zollstation. Kein Weg fuehrt drum herum. Ein dicke Betonmauer von Horizont zu Horizont. Die Stadtgrenze! Wie sollen wir da durch kommen? Einfach Gas und weiter? Werden wir dann verfolgt? Was bringts? Versuchen! Anders geht es nicht. Keiner versucht uns aufzuhalten. Verfolgt werden wir auch nicht. Langsam frage ich mich: „Haben wir einfach nur extremes Glueck oder interessiert es wirklich keinen?“ Egal wie es ist, geschafft haben wir es. Immer Richtung Westen auf den Weg zum White Lake. 2 km spaeter stehe ich bedroepelt am Strassenrand. Einen Knall hat es gegeben im Auspuff. Anspringen will sie nicht mehr. Wir versuchen es auch mit anschieben. Keine Chance. Sie schleppt sich vllt. 200m weit, geht dann jedoch wieder aus. Ueber den Huegel ist ein kleiner Ort mit Tankstelle. Schweissgebadet, mit Haenden und Fuessen erklaere ich der Tankstellenwaerterin den ernst der Lage: „Gibt es hier eine Werkstadt, wenn ja wo? Natuerlich gegen Bares!“ Ja so etwas aehnliches gibt es tatsaechlich. Sie ruft den tankenden Leuten etwas zu, diese lassen sofort alles stehen und liegen. Ich deute verlegen auf meine Maschiene. Es wirkt wie ein Boxenstopp. Vier Maenner ruetteln an allem. Ich fange an mir Sorgen zu machen. Reparieren oder demontieren sie sie? Einer winkt und deutet auf die Zuendkerze. Josh gibt ihm eine Ersatzzuendkerze. Leider kein Effekt. Kurze laute Diskussion. Benzin wird auf die Zuendkerze getroepfelt. Laut springt der Motor wieder an. Was fuer eine Erleichterung. Ich danke den Leuten so gut ich kann. Sie laecheln und begeben sich wieder zu ihren Wagen. Geld verlangen sie nicht. Leider ist meine Maschiene nicht ganz wieder hergestellt. Bei mehr als 3500 u/min greift das Getriebe nicht richtig. Mehr als 40 km/h ist nicht drin. Deprimierend. Ich fuehle mich wie auf einen Mofa.
Das Dorf ausser Sichtweite, machen wir den ersten freiwilligen Stop. Auf einer grossen Wiese liegen wir im Schatten der Motorraeder.

Stiere mit teilweise sehr grossen Hoernern grasen frei und ohne Zaun um uns rum. Ein junger Stier wird neugierig und nuckelt an meinem Trinkschlauch. Ein bitteres Erlebnis. Sofort wische ich das Mundstueck ab. Hoffentlich bekomme ich jetzt nicht irgendeine komische Krankheit deswegen.
Kurz dannach hoehrt die Asphaltstrasse auf. Atemberaubend! Nichts als Gras und Huegel soweit das Auge reicht. Dort wo die Fahrzeuge lang fahren, ist das Gras duenn oder komplett abgetragen. Motorradfahren ist nicht ungefaehrlich. Immer wieder gibt es kurze Sandpassagen die schnell die Reifen durchdrehen lassen. Die ersten „Wildpferde“ begegnen uns auf der Strasse. Wir steigen ab. Josh muss sein Gepaeck neu fixieren, ich filme ein bisschen und bringe das GPS mit einer menge Tape auf den Tank an. Jap wir sind auf den richtigen Weg. So fahren wir mehrere Stunden am Stueck. Ich kontrolliere ab und zu den Weg waerend der Fahrt. Peinlicherweise haut es mich dabei bei einer sandigen Stelle aus der Bahn. Direkt vor zwei Mongolen komme ich erst ins schleudern, dann stuerze ich bei der halsbrecherrischen Geschwindigkeit von 2 km/h. Zu guter letzt muss mir Josh auch noch helfen die Maschiene wieder in die Fahrposition zu bringen. An liebsten haette ich den zwei Mongolen gesagt: „Ich fahre erst seid 5 Stunden Motorrad und habe nicht nur Gepaeck sondern auch einen 10 Liter Wasserbeutel auf der linken Seite (nach links bin ich umgekippt).“
Eine Sonnenbrille wird irgendwann unverzichtbar. Immer wenn Autos ueberholen oder entgegenkommen wird man eingehuelt in eine dicke Sandwand. Die Augen traenen ordentlich. Ein notduerftiger Schutz in Form einer Brille hilft da schon. Heute haben wir uns einen groesseren Fluss als Tagesziel gesetzt. Ca 147km von Ulan-Bator entfernt. Durchschnittlich kommen wir mit 25 km/h vorran. Bei der Mittagspause versagt das GPS. Der Strom des Zigarettenanzuenders ist anscheinend nicht gut genug. Ab jetzt gehts mit Karte weiter. Manchmal wuerde man die verdammte Elektronik am liebsten in den Himmel schiessen.
An dem heutigen Tag habe ich Josh Maschiene mindestens 20 mal angeschoben. Es ist schon ein nerviger Fehler. Immerhin die letzten km koennen wir wieder auf Asphalt fahren. Der Ruecken tut ordentlich weh. Schlagloecher haben ihn durchgeruetelt.
Der Fluss liegt direkt hinter einem Dorf. An seinen Ufern schlagen wir das Zelt auf.

Milliarden von 2-3 mm kleinen Fliegen gibt es da. Abendessen wird in langen Klamotten und Moskitonetzen. Fliegen werden einfach mitgegessen. Es kostet ueberwindung aber der Hunger treibts rein. Das Wetter schlaegt um. Ein Sandsturm zieht ueber uns hinweg. Gute Sache, dass Josh ein Sturmfestes Zelt gekauft hat!

Uebler Karter… „Josh wie spaet ist es?“ „Schlaf! 7“ „Wo ist mein Kopfkissen?“ „Muss gewaschen werden…“ „?“ „Du hast nen bisschen gekotzt.“ „Oh“
Der Tag vergeht mit ueblen Kopfschmerzen. Uyanga ist es auch nicht besser ergangen, musste sich jedoch zur Arbeit schleppen. Am Abend essen wir gemeinsam. Morgen gehts los! Nicht noch einen Tag verlieren. Diesmal auch frueh ins Bett. Alle Geraete nochmal voll laden. Wer weiss wie lang der Zigaretten Anzuender laeuft? Wecker auf 4 Uhr. Jetzt nur noch einschlafen. Ueber einen Monat ohne richtige Zivilisation. Werden wir es gut ueberstehen? Halte ich es aus ohne meine besten Freunde, Kamila, Eltern und dem guten Essen? Nur noch Nudelsuppen, Reis und Spagetti… Eieijei.

Nach dem Fehlschlag gestern sind wir zugegeben mehr als Niedergeschlagen. Nach dem Fruehstueck direkt Joshs Maschiene checken.
Hinten ist alles okay aber der Kickstart funktioniert nicht mehr. Der Motor bleibt stumm. Was nun? Aufgeben? Wir denken nicht dran!! Tuk und Bohur haben die Maschiene einmal mit anschieben gestartet. Koennen wir vllt. darin eine Loesung finden? Die ersten Versuche schlagen fehl. Beim dritten mal klappts. So muss es gehen! Wenn wir morgen frueh um 4 starten, bei wenig bzw. gar keinem Verkehr, brauchen wir auch nicht die Ampeln zu beachten, sprich nicht anhalten. Die Gefahr abzuwuergen wird dadurch minimiert. So unsere Theorie. Wenn wir aus Ulan-Bator raus sind brauchen wir eh nicht mehr anhalten.
Spaeter gehen wir mit Uyanga ein „bisschen“ trinken. Jetzt muss ich zugeben, der mongolische Alkohol ist nicht mit dem in Deutschland erhaeltlichen zu vergleichen. Ein Shot Tequilla hier, kommt mir vor wie drei. So trinkt man schnell zuviel. 2 Stunden spaeter rennen wir um 1 Uhr Nachts durch die Seitenstrassen Ulan-Bators. Uyanga will eine Freundin mitnehmen. Unser Ziel eine Disco um Party zu machen. Der Nachtwaechter des Komplexes wuerde uns an liebsten gar nicht durch lassen. Uyanga bringt ihn jedoch zum schweigen. Bei der Freundin dann der groesste Fernseher, den ich bis jetzt in der Mongolei gesehen habe. „Sie ist reich.“ Uyangas simple Antwort darauf. Schnell noch umziehen, ab da ist fuer mich dann Ende fuer den Abend. Der Alkohol zwingt mich zum hinlegen. Schnell schlafe ich ein. „Vllt. Besser so“ denke ich noch. In North Face Outdoor Klamotten in den Club?

Die Nacht hat uns wieder Mut gegeben. Heute wollen wir es versuchen, egal wie. Die Plastikboxen und Rucksaecke sind fertig gepackt. Jetzt noch aufs Motorrad damit. Dies jedoch schwieriger als gedacht. Erst ist nur noch so wenig Platz auf der Sitzflaeche, dass wir nicht mehr fahren koennen, dann ist Joshs Bike so schwer, dass es unter der Last merkwuerdige Schleifgeraeusche von sicht gibt. Wir muessen abspecken. Unoetige Dinge raus. Klar wir brauchen nur drei Boxershorts, nicht fuenf. Stinken werden wir so oder so. In den Westen gehts, also das oestliche Kartenmaterial weg. Klettern geht auch ohne Kletterschuhe. Wasser kommt auf meine Maschiene und so kalt wirds schon nicht, ein par Klamotten duerfen auch nicht mit. Es hilft nichts. Selbst ohne Gepaeck, Joshs Maschiene klingt anders. Bohur und Tuk kommen vorbei. Mitlerweile ist es schon 18 Uhr Abends. Sie versichern uns: „Little noise, no problem.“ Super es kann los gehen. Denkste… Bohurs Vater kommt noch vorbei, um uns die Route aufzuschreiben. Er ist Trucker und weiss den perfekten Weg bis zum White Lake. Dass ganze dauert bis 22 Uhr. Stockdunkel ist es geworden. Jetzt noch los? Josh ist sich nicht sicher. Ich auch nicht. Wie auch? Der Verkehr ist nicht gerade wenig, auf die Maschienen ist kein Verlass, ohne Nummernschilder und Joshs Maschiene hat kein richtiges Frontlicht. Trotzdem will ich es riskieren. Nur aus Ulan-Bator raus, dann direkt Zelt aufbauen. Der Weg: Immer gerade aus, dann beim Bahnuebergang links und wieder nur gerade aus. Klingt einfach. Los gehts! Die Maschienen sind schwerfaellig. Durch die enorme Last schwierig zu kontrollieren. Wir muessen direkt zu Beginn die 4 spurige Hauptstrasse ueberqueren. Kein leichtes Unterfangen. Als Motorradfahrer ist man in Ulan-Bator nichts. Jeep gewinnt gegen Motorrad. Was anderes zaehlt nicht.
Meine Maschiene faengt direkt an mit den faxen. Mehr als erster Gang ist nicht drin. Stotternt schleppe ich mich ueber den Asphalt. Vom Gas gehen kommt bei 7000 u/min einer Vollbremsung gleich. Mit gutem zureden willigt sie schliesslich doch ein den Gang zu wechseln. Abenteuerlich ist es Nachts mit dem Motorrad. Autos zischen Hupent an uns vorbei, Leute am Strassenrand gucken verwundert. Zwei offensichtliche Auslaender, mit billigen chienesischen, vollgepackten Maschienen kommen wohl nicht haeufig vor. Einmal ueberhohlt uns sogar ein Polizeiwagen, bleibt kurz auf gleicher Hoehe mit mir, gibt dann weiter Gas und verschwindet. Zugegeben mein Herz klopft in dem Moment hoerbar. Jede Ampel ein Abenteuer. Wird meine Maschiene wieder den ersten Gang ihre Zuneigung schenken? Alles geht gut. Ein letztes Uebel bleibt. Die Krater aehnlichen Schlagloecher werden leicht zu einem gefaehrlich Hindernis. Zu gut verstecken sie sich in der Dunkelheit. Besorgt wandert der Blick immer wieder in den Rueckspiegel. Josh noch da? Gepaeck ebenfalls? Nach ca. 30 Minuten erreichen wir den Bahnuebergang. Verkehrs-Chaos! Wir wuseln uns durch. Josh wirkt ab. Ich habe mein Gangproblem wieder. Im Rueckspiegel sehe ich Josh wild auf dem Kickstart rumtrampeln. Zu allem Ueberfluss gehen die Schranken runter. Ein Zug bekommt den Vorrang. Joshs Maschiene ist wieder an und schliesst auf. Baff! Meine Maschiene aus und Licht aus. Kein Lebenszeichen gibt sie mehr von sich. Ein Gedanke: Scheisse!!! Hilft nichts… Werkzeugkasten raus. Kann ja nur die Sicherung sein. Dies haben wir in den letzten Tagen gelernt. Ein betrunkener Mongole nutzt die Gunst der Stunde um zu poebeln. Zu erst aus dem Auto her, dann steigt er aus. Warum auch sitzen bleiben? Schranke ist ja eh unten. Josh sichtlich gereitzt versucht ruhig zu bleiben. Ich bin, was mich selbst ueberrascht, recht gelassen. Meine Aufmerksamkeit gilt der Maschiene. Der betrunkene Mongole ist mit seinem Finger so nah, als wuerde es ihn reitzen, diesen in Joshs Nase zu stecken. Ob er es wirklich gemacht haette, werden wir nie Erfahren. Die senkrechte Schranke und das Hupkonzert der Wartenden entschaerft die Situation schnell. Zur Sicherheit schieben wir die Maschienen trotzdem von der Strasse weg. Dabei verlege ich den Schraubenzieher. Ein merkwuerdiges Bild fuer Passanten und den vorbei fahrenden Streifenwagen. Zwei Leute mit LED Kopflampen suchen systematisch den Boden ab. Josh regt sich sehr ueber die Polizei auf. „Warum fahren die einfach weiter, ohne zu fragen was los ist?“ Die Antwort auf die Frage halte ich fuer einfach. Sie koennen kein Wort Englisch und das Motto „Freund und Helfer“ ist eine deutsche Erfindung. Zudem finde ich es besser so. Ich wunder mich wie Josh die sache mit dem Nummernschildern klaeren moechte.
Meine Gedanken machen mir klar: Ich bin ebenfalls gereitzt. Ich muss aufpassen. Ein Streit ist das letzte was wir jetzt brauchen koennen. Der Schraubenzieher uebrigens nicht auf den Boden, sondern in meinem Rucksack. Unnoetige Aktion meinerseits. Erstaunlich schnell ueberbruecken wir die Sicherung mit Draht. Meine Maschiene geht wieder. Beide haben wir jedoch die faxen dicke. Mein zweites Gang Problem ist immer noch nicht geklaert, Joshs Kickstart funktioniert auch nur dann wenn er es fuer noetig haelt. Zurueck zu Uyanga. Die einzig Vernuenftige Entscheidung. Ein Schlagloch gibt Joshs Maschiene nochmal alles. „Evtl. Ist etwas hinten links Kaput gegangen.“ Morgen, nur nicht mehr heute. Fuer faul halte ich uns jedoch nicht.

Um 4 klingelt der Wecker. Schnell noch Kamila anrufen und verabschieden. Wer weiss ob wir da draussen noch Empfang haben!? Puenktlich kommt Bohur und ein Freund vorbei. Tuk hat es nicht geschafft. Er ist zu muede. Ich bin schon dabei die ersten Sachen runter zu tragen, doch zu frueh gefreut. Mal wieder… Bei Joshs Motorrad ist die Feder rausgesprungen. Eine neue muss her. Die koennen wir jedoch fruehestens um 10 Uhr besorgen. Sprich erstmal wieder hinlegen und Schlafen. Gegen Mittag kommt Bohur mit einer neuen Feder. Direkt zwei wurden gekauft zur Sicherheit. Falls es nochmal passiert haben wir Ersatz. Als naechstes geht dann der Anlasser von Josh kaput. Es ist zum aus der Haut fahren. Mit der Maschiene laeuft nun alles schief. Ab jetzt heisst es fuer Josh den Kickstart benutzen. Er ist damit gar nicht einverstanden. „Und was machen wir, wenn auch dieser nicht mehr funktioniert?“ Darauf habe ich keine vernuenftige Antwort. Ich weiss nur, dass wir raus muessen egal wie! Josh will statt dessen lieber warten und darauf hoffen, dass Tuk und Bohur es wieder hinbiegen. Fuer mich kommt dies nicht in frage und wenn ich zu Fuss hier rausgehen muss. Es ist schon wieder ein Tag vergangen ohne Fortschritt. Meine Gedult ist bald am Ende. Wir muessen gucken was der Tag morgen bringt. Wir bitten das Hausmeisterpaar auf unsere Maschienen ueber Nacht zu achten. Diese nehmen das ganze etwas zu ernst. Als wir vom Abendessen wiederkommen liegt sie auf einer Pritsche im Hinterhof direkt neben den beiden Problemkindern. Wir bitten sie mehrmals doch bitte rein zu gehen. Sie weigert sich. Eine Decke bringen wir ihr noch runter. Mit einem sehr schlechten Gewissen gehen wir schlafen. Wegen uns verbringt jetzt eine arme Frau die ganze Nacht draussen. So viel Naechstenliebe ist uns selten begegnet.

Uyanga, Josh und Ich (aufgenommen am 18.Juli in Uyangas Wohnung)

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Wie zu erwarten war, Tuk und Bohur schaffen es leider nicht. Wir nutzen den Tag zum Packen und weiteren Vorbereitungen. Kaufen noch ein par Lebensmittel ein. Vor allem Nudelsuppen und ein bisschen Dosen Nahrung. Jetzt koennen wir ja wesentlich mehr Gepaeck mitnehmen als auf Pferden.

Zum 16. muss ich noch nachtragen, dass wir 4 Plastikboxen gekauft haben fuer die Seiten. Darueber planen wir dann die Rucksaecke zu schnallen. Also mehr als genug Stauraum.

1 kg Reis und 2 kg Nudeln sind auch dabei. Fuer einen Monat Nahrung rechnen wir aus. Verhungen sollten wir also nicht. Den Rest des Tages verbringen wir vor dem Fernseher.  Uyanga richtet uns aus. Morgen um 6 Uhr in der Frueh sind die Motorraeder bei uns. Alles klar es geht los :)!

Am 15. warten wir den ganzen Tag. Aber kommen tut keiner. War ja auch irgendwie klar. Mongolen nehmen es nicht so genau. Geschlaucht gehen wir schlafen. Hoffentlich kommen sie morgen.

Tatsaechlich! Zwar mit einem Tag und 2 Stunden Verspaetung aber sie sind da :)! Zwei Lustige Typen. Tuk ist der schlankere von den Beiden mit Tattoos auf dem Arm und langen schwarzen Haar. Bohur der andere. Wirkt wie ein brummiger Baer und benimmt sich auch so aehnlich. Beide Oberkoerperfrei und braun gebrannt.

Wie zu erwarten, sind sie von unseren Maschienen nicht gerade angetan. Schnell erkennen sie die Oberflaechlichen Fehler. Ihre Werkstadt haben sie mitgebracht. So werden die Motorraeder im Hinterhof auseinander genommen und repariert. Meine Maschiene ist halbwechs in Schuss, bleibt jedoch nicht an ohne Spiel mit dem Gas. Ein kleiner Dreh an einem unscheinbaren goldenen Schraeubchen rechts bringt dies in Ordnung. Bei Joshs Maschiene ist die Sicherung durchgebrannt. Dies wird ueberbrueckt. Eine neue sei nicht noetig so Tuks Kommentar dazu.

Ein par Testfahrten im Hinterhof. Die Maschienen werden immer besser. Die Hinterbremse zieht jetzt und alle wichtigen Schrauben sind fest. Breit grinsend gucken wir Tuk und Bohur zu. Wir sind uns sicher, bald koennen wir endlich raus aus Ulan-Bator. Doch so weit ist es noch nicht. Sie wollen sicherheitshalber nochmal den Motor checken. Dafuer wollen sie die Maschienen ueber Nacht mitnehmen. Alles klar so machen wirs. Sicher ist sicher!

Wir laden die beiden noch auf ein Bier ein. Sie fackeln nicht lange und sagen zu. Abends sitzen wir dann im City Cafe und unterhalten uns gebrochen miteinander. Halb monoglisch halb englisch. Doch der Alkohol fliesst und man glaubt sich immer besser verstaendigen zu koennen. Irgendwann sitzen wir dann auf einen Spielplatz mitten in Ulan-Bator und trinken Bier aus dem 24 Stunden Supermarkt. Ein Polizist kommt vorbei und bittet um Ruhe. Verstaendlich es ist 2 Uhr Nachts mitten in der Woche. Bohur verspricht unsere Maschienen Schwarz zu spritzen. Ausserdem wird ein Zigarettenanzuender an meine Maschiene gebaut. Damit koennen wir dann waerend der Reise elektronische Geraete wie Handy, Mp3 Player, Fotokamera, Videokamera und GPS aufladen. Angeblich soll all dies bis morgen um 10 Uhr geschehen sein. Ich glaub jetzt schon nicht mehr dran aber was solls? Der Abend war schoen. Ein bisschen laenger warten ist auch nicht schlimm!

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Heute geht es los. Wir kaufen die Motorraeder!! Voller Vorfreude aber mit noch mehr Unsicherheit, ob es wirklich das richtige ist, mache Ich mich fertig. Gleich fahren wir mit einem Taxi zum Haendler. Uyanga kommt mit.
Wir treffen ihn am gewohnten Platz an. Unsere beiden Maschienen stehen schon dort. Eine rot, die andere blau. Die Rote, das haben wir schon vorher geklaert, ist meine. Hilfslos versuchen wir, die Maschienen zu checken, ob sie wirklich okay sind. Aber was sollen wir machen? Ich fahre das erstemal Motorrad und Josh ist auch kein Motorradexperte. Eine kurze Probefahrt auf den Hof. Alles scheint zu Funktionieren. Wir erstehen doch noch zwei Helme in gelber Farbe. Immerhin unser Kopf ist jetzt sicher. Aber wie die Maschienen zu Uyanga bringen? Ich fahre bestimmt nicht das erstemal Motorrad im Mongolischen Chaos Verkehr. Josh will es versuchen, doch ich rate mehrmals davon ab. Uyanga kommt mit einer anderen Loesung. Sie fragt den Haendler ob wir einen Pickup Wagen mieten koennen. Der nickt kurz und geht auf die andere Strassenseite. Ein Fahrer ist bereit uns zu Uyanga zu fahren. Zumindest in die Naehe. Er hat kein Nummernschild, deswegen kann er nicht ins Zentrum von Ulan Bator fahren. Die letzten par Meter muessen wir schieben. Das ist okay. Wir willigen ein. Die Motorraeder werden schnell auf den Wagen geladen und festgemacht.

Tanken koennen wir auf den Rueckweg auch noch schnell. Es klappt alles prima.
Er laesst uns 500 m von Uyangas Apartment raus. Wir bedanken uns und fangen an zu schieben. Ich mag meine Maschiene jetzt schon. Schwerfaellig wirkt sie aber doch elegant. Erschoepft kommen wir an. Die Sonne gibt heute ihr bestes.

Erstmal was trinken gehen. Dann wollen wir uns um die Maschienen kuemmern.
Ja das erstemal auf einen Motorrad und dies in einem mongolischen Hinterhof. Schon irgendwie eine merkwuerdige Situation. Josh erklaert mir im Crashkurs wie man ein Motorrad faehrt. Alles klar… Ich glaube ich habe alles verstanden. Langsam drehe ich den Schluessel um. Lege meine Hand um den rechten Griff, druecke den Starterknopf und spiele ein bisschen am Gas. Derweil klammert sich meine Linke krampfhaft um die Kupplung. Bloss nicht den gleichen Fehler machen, wie in allen Pannenvideos. Die Maschiene springt an. Ein tolles Gefuehl diese Vibration des Motors. Ich lasse die Kupplung kommen. Die Maschiene beschleunigt genau im gewuenschten Tempo. Schnell merke ich, Fahrradfahren geht anders. Kurven muessen ganz anders gefahren werden. Der Gleichgewichtssinn mehr konzentriert werden. Ich ueberstehe die erste Runde Hinterhof ohne Unfall.
Josh ist unzufrieden. Seine Maschiene klappert. Die Gaenge lassen sich nicht richtig schalten, wenn man steht. Ich versuche ihn zu beruhigen. Wir haben ja schliesslich keine BMW vor uns, sondern eine 500 Euro Neuwert Maschiene aus Asien. Er ist sich jedoch sicher, mit diesem Fehler koennen wir nicht los. Ausserdem gibt es noch mehr. Die Bremsen gehen nicht richtig und manche Leuchten auch nicht. Am Ende spinnt seine Maschiene vollends. Will nicht mehr anspringen, die Elektronik ist komplett im eimer. Resignation ausgedrueckt durch Hunger. Wir gehen im City Cafe Schaschlik essen. Diskutieren wie es weiter gehen soll und kommen zum Schluss: Das beste ist zu einer Werkstadt zu gehen und nicht zum Haendler. Dem koennen wir nicht vertrauen zo viel ist sicher. Am Abend fragen wir Uyanga ob sie jemand kennt. Natuerlich kennt sie jemanden. Wunderbar der Tag ist gerettet. Sie vereinbart einen Termin fuer morgen.

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Zeit um mal zu zeigen wo wir wohnen. Direkt auf der linken Seite wo die beiden Strassen muenden, die aus dem Sueden kommen. Zentraler gehts nicht.
In Ulan Bator ist zur Zeit gar nichts los. Alle Geschaeffte zu. Nadaam der Nationalfeiertag in der Mongolei Ueberhaupt. Wir fangen uns an zu langweilen. Wollen endlich raus. Aber bis Montag muessen wir noch warten. Dann haben wir die Motorraeder. In meinem Bauch allerdings das Gefuehl, das es noch sehr viel laenger dauern wird. Als wir kurz was essen gehen, sehe Ich einen Busfahrer, der selbst die Elektroverbindung zum Netz legt. Das waere so, als wuerde ein Fahrer von der Rheinbahn aufs Dach klettern um die Hochspannungsleitung zu reparieren. Lustig anzuschauen ->