Mongolei Reise – 5.Juli

Raue Stimmen loesen meinen festen Schlaf langsam auf. Es ist kalt und dunkel im Abteil. Wir sind in Irkursk angekommen. Der Himmel ist noch nicht vom Sonnenlicht erhellt. Ich verlassse das Abteil mit meinem GPS in der Hand. Ich bin aufgeregt. Ich habe das Kartenmaterial des Beikal See. Testen konnte ich es nie. Es funktioniert perfekt. Eine Mitreisende aus London ist auch schon wach. Schnell stellt sich heraus, wir sind aus dem gleichen Grund Wach. Der Beikal!Auf der GPS-Karte sehen wir, es ist noch ein langer Weg. Ich biete ihr an sie aufzuwecken sobald der Beikal in Sicht kommt. Sie dankt mir und legt sich wieder hin. 5 km vor seinen Ufern ist er bereits zu sehen. Schnell noch ein Foto…

Ich wecke sie schnell auf. Wir sind beide begeistert. Eine gute Stundelang machen wir Aufnahmen. Josh ist inzwischen auch aufgestanden. Der Beikal in seiner groesse enorm, mit Recht einer der bruehmtesten Seen der Welt. Am horizont endet der See nicht. Kaum ist der Dunst in der Ferne fablich vom See zu unterscheiden. So wirkt es als wuerde der See in seiner Unendlichkeit auch das Himmelzelt beruehren.

Denoch das fruehe Aufstehen macht sich bemerkbar, deshalb gehe ich wieder schlafen. Leider zu lang. Als ich aufwache haben wir den Beikal schon verlassen. Dafuer ist die Landschaft nun wirklich wunderschoen und abwechslungsreich. Fluesse teilweise auf beiden Seiten gleichzeitig der Strecke. Grosse Felsmassive sind ueberall zu sehen.

Wir halten in Ulan-Ude. Die letzte grosse Station vor der russischen Grenze. Unser bisheriges Zugpferd wird gegen eine Diesellok ausgetauscht. Ab jetzt geht es eingleisig und ohne Oberspannung weiter.

Es werden Adressen ausgetauscht. Unsere mitreisende aus London, die mit Vornamen Wenny heisst, fragt mich dabei, ob ich ihr in Ulan-Bator helfen kann, auch auf ihr Garmin GPS die Mongolischen Karten zu laden. Dafuer bietet sie uns eine Unterkunft in Ulan-Bator an. Ausserdem ist sie einverstanden uns beizustehen, falls wir Pferde kaufen wollen. Sie plant eine Reise durch die Mongolei per Pferd. Diese Idee begeistert sowohl Josh als auch mich. Entschieden ist jedoch noch nichts. Reiterfahrung haben wir schliesslich keine.

Es ist traurig wahrzunehmen, dass wir nun Abschied nehmen muessen von den Leuten aus unserem Wagon. Verbunden hat uns alle der gleiche Traum. Die unberuehrtheit des Landes Mongolei zu erfahren. In seinen unendlichen Weiten nach innerer Ruhe und Frieden zu suchen und natuerlich um die Abenteuerlust zu tilgen. Gemeinsam mit Englaendern, Franzosen, Oesterreichern, Belgiern, Hollaendern und Deutschen passieren wir die Russisch-Mongolische Grenze.

Erst jetzt realisier ich, ich werde mein zu Hause fuer mehr als zwei Monate nicht mehr sehen. Traurig denke ich an alle meinen guten Freunde, Verwandten, Eltern, an meine besten Freunde und an meine Freundin. Wie ich mich jetzt schon freue sie bald wieder in meine Arme schliessen zu duerfen.

An der Grenze passiert nichts bewegendes. Russische Beamte fordern unseren Pass und durchleuchten kurz die Abteile. Gruendlich gucken sie jedoch nicht. Dieser Vorgang nimmt volle 6 12 Stunden in Anspruch. Toiletten duerfen waerend der Zeit nicht benutzt werden. Auch auf der mongolischen Seite der gleiche Vorgang. Diesmal nur wesentlich schneller. Durchsucht werden die einzelnen Abteile erst gar nicht.

Jetzt sind es nur noch 6 Stunden bis Ulan-Bator. Zeit fuer ein kurze Muetze Schlaf. Wenn wir Aufwachen erwartet uns ein langersehnter Traum.

Zu den restlichen Bildern…

Ich bin extra bei meinen Eintragungen kaum auf die Begegnungen mit Menschen im Zug eingegangen. Sie waren zahlreich und an sich wert in ein eigenen „Personenbericht“ zu kommen. Ich versuche mich jedoch nur auf die Reise zu beschraenken. Sie ist ja der eigentliche Grund, dass ich ueberhaupt schreibe. Und Erfahrung mit Menschen sind nie gleich. Wenn man ueber sie schreibt, so entstehen doch nur Vorurteile.

1 Kommentar

  1. Lieber Julian, mit Spannung erwartete ich deine neuen Berichte! Ich habe ja von Hape Kerkeling den Jacobsweg gelesen, finde allerdings deinen Bericht spannender, weiter so!! Ja, mir geht es genauso, ich vermisse dich sehr!! Dein leeres Zimmer neben meinem Schlafzimmer, ein Problem, da fehlt ….. Julian!! Euch beiden weiterhin viel Spaß und Erfolg und ich freue mich schon jetzt auf den neuen Bericht!! Eckhard

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