Mongoleireise – 19.Juli

Die Nacht hat uns wieder Mut gegeben. Heute wollen wir es versuchen, egal wie. Die Plastikboxen und Rucksaecke sind fertig gepackt. Jetzt noch aufs Motorrad damit. Dies jedoch schwieriger als gedacht. Erst ist nur noch so wenig Platz auf der Sitzflaeche, dass wir nicht mehr fahren koennen, dann ist Joshs Bike so schwer, dass es unter der Last merkwuerdige Schleifgeraeusche von sicht gibt. Wir muessen abspecken. Unoetige Dinge raus. Klar wir brauchen nur drei Boxershorts, nicht fuenf. Stinken werden wir so oder so. In den Westen gehts, also das oestliche Kartenmaterial weg. Klettern geht auch ohne Kletterschuhe. Wasser kommt auf meine Maschiene und so kalt wirds schon nicht, ein par Klamotten duerfen auch nicht mit. Es hilft nichts. Selbst ohne Gepaeck, Joshs Maschiene klingt anders. Bohur und Tuk kommen vorbei. Mitlerweile ist es schon 18 Uhr Abends. Sie versichern uns: „Little noise, no problem.“ Super es kann los gehen. Denkste… Bohurs Vater kommt noch vorbei, um uns die Route aufzuschreiben. Er ist Trucker und weiss den perfekten Weg bis zum White Lake. Dass ganze dauert bis 22 Uhr. Stockdunkel ist es geworden. Jetzt noch los? Josh ist sich nicht sicher. Ich auch nicht. Wie auch? Der Verkehr ist nicht gerade wenig, auf die Maschienen ist kein Verlass, ohne Nummernschilder und Joshs Maschiene hat kein richtiges Frontlicht. Trotzdem will ich es riskieren. Nur aus Ulan-Bator raus, dann direkt Zelt aufbauen. Der Weg: Immer gerade aus, dann beim Bahnuebergang links und wieder nur gerade aus. Klingt einfach. Los gehts! Die Maschienen sind schwerfaellig. Durch die enorme Last schwierig zu kontrollieren. Wir muessen direkt zu Beginn die 4 spurige Hauptstrasse ueberqueren. Kein leichtes Unterfangen. Als Motorradfahrer ist man in Ulan-Bator nichts. Jeep gewinnt gegen Motorrad. Was anderes zaehlt nicht.
Meine Maschiene faengt direkt an mit den faxen. Mehr als erster Gang ist nicht drin. Stotternt schleppe ich mich ueber den Asphalt. Vom Gas gehen kommt bei 7000 u/min einer Vollbremsung gleich. Mit gutem zureden willigt sie schliesslich doch ein den Gang zu wechseln. Abenteuerlich ist es Nachts mit dem Motorrad. Autos zischen Hupent an uns vorbei, Leute am Strassenrand gucken verwundert. Zwei offensichtliche Auslaender, mit billigen chienesischen, vollgepackten Maschienen kommen wohl nicht haeufig vor. Einmal ueberhohlt uns sogar ein Polizeiwagen, bleibt kurz auf gleicher Hoehe mit mir, gibt dann weiter Gas und verschwindet. Zugegeben mein Herz klopft in dem Moment hoerbar. Jede Ampel ein Abenteuer. Wird meine Maschiene wieder den ersten Gang ihre Zuneigung schenken? Alles geht gut. Ein letztes Uebel bleibt. Die Krater aehnlichen Schlagloecher werden leicht zu einem gefaehrlich Hindernis. Zu gut verstecken sie sich in der Dunkelheit. Besorgt wandert der Blick immer wieder in den Rueckspiegel. Josh noch da? Gepaeck ebenfalls? Nach ca. 30 Minuten erreichen wir den Bahnuebergang. Verkehrs-Chaos! Wir wuseln uns durch. Josh wirkt ab. Ich habe mein Gangproblem wieder. Im Rueckspiegel sehe ich Josh wild auf dem Kickstart rumtrampeln. Zu allem Ueberfluss gehen die Schranken runter. Ein Zug bekommt den Vorrang. Joshs Maschiene ist wieder an und schliesst auf. Baff! Meine Maschiene aus und Licht aus. Kein Lebenszeichen gibt sie mehr von sich. Ein Gedanke: Scheisse!!! Hilft nichts… Werkzeugkasten raus. Kann ja nur die Sicherung sein. Dies haben wir in den letzten Tagen gelernt. Ein betrunkener Mongole nutzt die Gunst der Stunde um zu poebeln. Zu erst aus dem Auto her, dann steigt er aus. Warum auch sitzen bleiben? Schranke ist ja eh unten. Josh sichtlich gereitzt versucht ruhig zu bleiben. Ich bin, was mich selbst ueberrascht, recht gelassen. Meine Aufmerksamkeit gilt der Maschiene. Der betrunkene Mongole ist mit seinem Finger so nah, als wuerde es ihn reitzen, diesen in Joshs Nase zu stecken. Ob er es wirklich gemacht haette, werden wir nie Erfahren. Die senkrechte Schranke und das Hupkonzert der Wartenden entschaerft die Situation schnell. Zur Sicherheit schieben wir die Maschienen trotzdem von der Strasse weg. Dabei verlege ich den Schraubenzieher. Ein merkwuerdiges Bild fuer Passanten und den vorbei fahrenden Streifenwagen. Zwei Leute mit LED Kopflampen suchen systematisch den Boden ab. Josh regt sich sehr ueber die Polizei auf. „Warum fahren die einfach weiter, ohne zu fragen was los ist?“ Die Antwort auf die Frage halte ich fuer einfach. Sie koennen kein Wort Englisch und das Motto „Freund und Helfer“ ist eine deutsche Erfindung. Zudem finde ich es besser so. Ich wunder mich wie Josh die sache mit dem Nummernschildern klaeren moechte.
Meine Gedanken machen mir klar: Ich bin ebenfalls gereitzt. Ich muss aufpassen. Ein Streit ist das letzte was wir jetzt brauchen koennen. Der Schraubenzieher uebrigens nicht auf den Boden, sondern in meinem Rucksack. Unnoetige Aktion meinerseits. Erstaunlich schnell ueberbruecken wir die Sicherung mit Draht. Meine Maschiene geht wieder. Beide haben wir jedoch die faxen dicke. Mein zweites Gang Problem ist immer noch nicht geklaert, Joshs Kickstart funktioniert auch nur dann wenn er es fuer noetig haelt. Zurueck zu Uyanga. Die einzig Vernuenftige Entscheidung. Ein Schlagloch gibt Joshs Maschiene nochmal alles. „Evtl. Ist etwas hinten links Kaput gegangen.“ Morgen, nur nicht mehr heute. Fuer faul halte ich uns jedoch nicht.

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