Zu diesem Beitrag fehlen noch entsprechende Videos. Diese werden morgen noch hinzugefügt. Bitte entschuldigt eventuelle Rechtschreibfehler. Wiedermal zu spät um konzentriert zu arbeiten ;). Und danke an alle Korrekturleser! Das erspart mir viel Arbeit.

Josh geht es nach einer schweren / schmerzvollen Nacht auch am Morgen nicht besser. Im Gegenteil. Er kann sich kaum bewegen. Tunga kommt in unser Zelt um sich zu Erkunden. In ihrer Miene liegt Besorgniss. Sie bietet Josh an, gegen Mittag ins Dorf zu fahren. Dort gäbe es eine Art Krankenhaus. Nach längerem hin und her ist es abgemacht.
Viel Hunger hat Josh den Vormittag über nicht. Wir machen uns ein paar Brote, lassen den gestriegen Tag revue passieren, dösen vor uns hin und reden über dies und das. Im gesamten sehr gemütlich. Draussen veranstallten die Insekten einen Lärm, der desto länger man im stillen hin hört, noch lauter wirkt. Ab und zu schaffen es größere Insekten (gibt es für dieses Wort wirklich kein Synonym?) in unser Zelt. Vor allem riesige Heuschrecken verirren sich häufig.
Am späten Mittag geht es dann Los. Wir fahren mit dem Kleinbus in das Dorf. Vor dem doch recht anschaulichen Krankenhaus stehen wir vor verschlossenen Türen. 15 Minuten später kommt dann auch der Arzt auf einer Harley angefahren. Eine massive goldene Kette schmückt seinen Hals und sein Bauch drückt nett formuliert Wohlstand aus. Die Untersuchung wird in einem gut eingerichtetem Ärztezimmer vollführt. Es wird an mehreren Stellen gefühlt. Des Doktors Fatzit sind einige Prellungen und Verstauchungen, die gott sei dank nicht weiter schlimm seien. Trotzallem bekommt Josh ein Antibiotika verschrieben. Wieder im Wagen erzählt uns Tunga das er nur das Antibiotika verschrieben bekommen hat, weil Amara ihn gut kennt. Eine Apotheke gibt es nicht. Gegen den Wisch vom Arzt wird es unter der Tecke eines kleinen Ladens hervorgeholt. Das der Arzt es nur verschrieben hat weil er jemanden kennt hätte uns eig. ein Hinweis seien müssen. Josh muss sich spät am Abend mehrmals übergeben. Auch in der Nacht hört es nicht auf. Wir beide bleiben fast schlaflos.
Die Sonne hat die Kälte der Nacht innerhalb ihrer ersten 15 Minuten Auftritt an diesem Tag bereits vertrieben. Es ist draussen untererträglich heiß. Dadurch angespornt lassen es die Insekten noch lauter krachen. Gegen Mittag schleppe ich mich träge zum Familien Ger (mong. Zelt) rüber. Ich werde herzlich empfangen. Direkt halte ich eine Schüssel mit Milchsuppe in der Hand. Amara füllt zu meinem Entsetzen meinen Trinkbecher randvoll mit Airag. Die Gastfreundschaft gebietet es jedem Mongolen. Der Gast ist verpflichtet diese auch anzunehmen und bis auf den letzten Tropfen zu leeren. Viele Führer sagen, dass es auch reicht nur daran zu nippen. Ich würde behaupten diese Aussage ist falsch. Es wäre Verschwendung und unhöflich. Für den westlichen Gaumen ist es ungewohnt. Es ist extrem säuerlich und dennoch irgendwie erfrischent. Zu einem geringen Prozentsatz enthält es auch Alkohol (angeblich maximal 2 %). Auch die Kinder trinken häufig davon. Trotz der willkommen Erfrischung bei den extremen Temperaturen überwiegt bei mir nachwievor der wirklich nicht gute Geschmack. Ich habe mir angewöhnt den Becher in 2 bis 3 großen Zügen zu leeren. Das ist einfacher als sich mit kleinen Schlücken unnötig lange zu quälen. Es geht nach kurzen Erkundigungen wie es Josh denn nun geht direkt über zum geschäftlichen. Die Familie weiß bereits von unseren Plänen ohne Führer auf dem Pferd für ein paar Tage die Mongolei zu bereisen. Amara ist nach langen hin und her bereit sich auf eine Art Deal einzulassen. Tunga betont mehrfach das sie nicht viel Geld besitzen. Warum auch? Hier auf dem Land geht fast alles über den Tauschhandel. Die Diskussionen dauern lange. Am Ende einigen wir uns vorläufig. Schließlich muss ich Josh noch fragen was er davon hält. Im groben sieht es so aus: Wir bekommen drei Pferde mit der nötigen Ausrüstung, 400000 Tugrik (umgerechnet 220 €) und die Fahrt zurück nach Ulan-Bator. Wir nehmen uns die Nacht Zeit darüber nachzudenken. Letztendlich hört sich das für uns perfekt an.

Heute soll es eine Sonnenfinsterniss geben (1.August). Ein paar Stunden verbringen wir wieder in unserem Zelt. Ungeduldig warten wir auf die angekündigte Ereignis. Gegen 14 Uhr geben wir es auf. Am Himmel hat sich nichts verändert. Die Sonne strahlt. Enttäuscht lungern wir träge auf unseren Betten. Ich habe mir Joshs Buch ausgeliehen. „Die Entdeckung der Langsamkeit.“ lautet der Titel. Gegen 16 Uhr kommt einer der Kinder zu uns reingerannt. The sun the sun the sun… Wir stürmen raus. Tatsächlich unsere Umgebung hat sich verändert. Ein gespenstisches Licht umgibt uns. Es wirkt alles leicht blau. Schnell holen wir die Kameras. Es ist eine Teilsonnenfinsterniss. Der Mond schiebt sich leicht vor die Sonne. Es ist kaum zu erkennen. Wir sind nur 1000 Kilometer von der totalen Sonnenfinsterniss entfernt. Ich stelle mir vor, wie die Menschen im Mittelalter auf so ein Ereigniss reagiert haben müssen. Mann stelle sich eine Hexenverbrennung vor waerend eine totale Sonnenfinsterniss herrscht. Kein Wunder das Menschen früher an so etwas geglaubt haben. Später am Tag waschen wir unsere Sachen im See und nehmen viel Filmmaterial vom herrlichen Panorama auf. Ich kann es kaum erwarten, mir die Videos auf einem großen Monitor anzuschauen. Begeistert aktiviere ich den HD Aufnahmemodus. Später kommt noch unser treuer Freund zu uns. Ein Hirtenhund den wir lieb gewonnen haben.

Gegen Abend wird es recht kalt. Schnell holen wir uns eine Wanne voll mit Brennholz. In der Mitte der Wohngers der Mongolen steht immer ein Ofen, der durch ein Rohr und ein recht großes Loch im Zelt der Rauch raus pustet. Außen am Ger gibt es ein Seil in greifbarer Naehe, womit man das Loch mit einer Decke komplett abdecken kann. Dadurch wird die Waerme extrem lang im Zelt gehalten. Es reicht in der Regel für die ganze Nacht, wenn einmal das Zelt richtig aufgewärmt ist. Morgen werden wir mit den Pferden aufbrechen. Josh kann sich wieder so bewegen. Wenn auch unter Schmerzen. Ich freue mich das es wieder weiter geht. Gespannt auf das was kommt.

Im Ger ist es am Morgen erstaunlich kalt. Man will seinen Schlafsack eigentlich gar nicht verlassen. Die Sonne strahlt durch die Schlitze am unteren Zeltrand. Ich überlege mir eine Strategie wie ich möglichst schnell die Türe erreiche, um in das warme Freie zu kommen. Schnell habe ich meine Schuhe ausgemacht und eine leichte Hose.

Die Sonne blendet. Ich nehme die Umgebung das erste mal bewusst war. Mehrere Sekunden vergehen. Verträumt taste ich die Landschaft mit meinen Augen ab. Der See ist größer als ich es mir vorgestellt hatte. Überall grasen Pferde gemütlich und Insekten inspizieren neugierig meine nicht bekleideten Flächen am Körper. Mittlerweile versuche ich gar nicht mehr sie zu verscheuchen. Es ist wie mit einem kratzigen Wollpullover. Man gewöhnt sich dran.
Ich erspähe das Gäste Klo. Es liegt 200 Meter entfernt vom Ger. Uns wurde von Tunga aufgetragen dieses zu benutzen, anstatt kurz hinter das Zelt zu gehen. Mit der Klorolle unter dem Arm mache ich mich auf den Weg. Zugegeben ich habe den Akt der Dringlichkeit schon häufig auf dieser Reise beschrieben aber es ist jedesmal wieder ein halbes Abenteuer.
Extra kaum offene Sandalen sollten mich vor allem vor Insekten schützen. Dieser Gedanke ging bis jetzt auch gut auf. Wie der Zufall so will und durch die vielen Insekten wird es viel wahrscheinlicher, schafft eine Grille den Weg ins innere. Mongolische Augen sind auf mich gerichtet, als ich entsetzt auf einem Bein hüpfend versuche die Sandale auszuziehen. Die Klorolle fällt wärend ich die Balance verliere. Der Himmel ist frei von jeden Wolken.
Später am Tag sitzen wir bei unseren Gastgebern im Zelt und verzehren Milchtee zusammen mit Nudeln in Milchtee. Wir loben die Kochkünste ohne es so zu meinen. Auf Deutsch besprechen wir, was wir später in unserem Zelt aufs Brot schmieren werden.
Dazu kommt es jedoch nicht. Draussen werden unsere Pferde bereits fertig gemacht für einen Tagesausflug. Wir bekommen einen Crash-Kurs. „Lernen sie reiten, satteln, mongolische Befehle und richtige Befestigung der Pferde an nur einem Tag.“ So hätte der Kurs heißen können. Unsere dicken Wanderschuhe stellen die ersten Probleme dar. Es werden extra größere Steigbügel geholt. Trotzdem, die Schuhe passen kaum in diese.
Einer von Amaras Söhnen wird uns begleiten. Er scheint witzig und entspannt zu sein.
Mit unseren drei Pferden machen wir uns auf den Weg. In langsamen Trab schreiten wir über eine weite Grasfläche. Ich stelle mich nicht gerade geschickt an beim halten der Zügel. Ob es nach links oder rechts geht entscheidet zunächst der Zufall. Das ewige rauf und runter des Pferderückens ist nicht angenehm. Schnell merken wir, im leichten Galopp bleibt der Rücken fast gerade. Wir liefern uns ein kleines Rennen. Ich fühle mich erstaunlich sicher auf meinem Pferd. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ein Pferd im vollen Lauf für den Reiter bequemer ist als im Trab. Zumindest für Beginner wie uns.
Wir durchqueren einen breiten Fluss (es sieht aus wie in einem Film)nund betreten Vulkangebiet. Eine bizarre Landschaft tut sich vor uns auf. Die erstarrte Lava lässt nicht viel Pflanzenbewuchs zu und schafft einen sehr unebenen Untergrund. Unsere Pferde sind es gewohnt. Geschickt krachseln sie ohne Furcht zu zeigen durch die zerklüftete Landschaft.

Schnell merke ich, es gibt einen Feinschmecker unter uns. Mein Pferd frisst alles was irgendwie exotisch aussieht. Mit Vorliebe Blumen. Amüsiert halte ich ebenfalls Ausschau nach prächtigen, blühenden Leckereien. Erleichtert klopfe ich kräftig den Hals mein Reittiers. Ich denke wir werden gut zurecht kommen. Plötzlich soll ich voran reiten. Erfreut gebe ich mein bestes. Ohne ein Leitpferd werden meine Anweisungen von oben natürlich weniger verständlich. So eiern wir ein bisschen durch die Gegend. Halten mal hier mal dort. Nicht das ich das gewollt hätte. Kurze Zeit später habe ich den Dreh raus. Zumindest was die Basis-Befehle angeht. Eine gute Übung!
Gegen Mittag machen wir nach diversen merkwürdigen Beobachtungen von Menschen, die sich in kleine Löcher im Boden abseilen, halt. Unser Führer bindet die Pferde an Bäume fest. Auf gebrochenem Englisch erklärt er uns was wir beachten müssen.
Zu Fuss geht es weiter. Kurze Zeit später stehen wir vor einem großen ca. 10 Meter tiefen und im Durchmesser 40 Meter breiten Loch. Es ist fast Kreisrund. Im Ansatz sieht man eine Höhle deren Ende man nicht einsehen kann, weil diese eine Kurve macht. Träumerisch stelle ich mir vor, was wäre wenn wir Kletterausrüstung dabei hätten. Eine halbe Stunde machen wir an diesem wunderschönen Ort Rast. Es ist gemütlich. Wir teilen unser trinken mit unserem Führer. Er nimmt es dankend an.

Der weitere Weg führt uns an einer gut befestigten Schotter Straße entlang. In einem selten guten Zustand. Immer wieder liefern wir uns kleine Wettrennen, bis wir ein Camp erreichen am Fuße eines kleineren Berges. Wieder binden wir die Pferde an Bäumen fest. Unter dem Schutz einer provisorisch aufgespannten Plane machen wir es uns bequem und kaufen ein par Dinge zum essen. Es gibt Teigtaschen gefüllt mit Schafsfleisch. Oh wie ich es „liebe“.
Unsere Führer deutet mit seinem Zeigefinger auf den Berg an dessem Fusse wir rasten. Besonders motiviert sind wir nicht. Die Sonne brennt unerbittlich. „Great view from above!“ Mit hängenden Köpfen machen wir uns auf den Weg. Er bleibt beim Stand unter der Plane liegen, zieht sich die Cappi über die Stirn und macht die Augen zu.
Wir klettern eine halbe Stunde hoch. Die für Mongolen typische Miniaturtreppen führen den Weg hinauf. Selten sieht man Leute, die diese auch wirklich benutzen. Angenehmer ist es einfach daneben her zu laufen. Fast oben angekommen wird uns langsam klar, um was es sich hier handelt. Ein erloschener Vulkan. Gigantisch ist der Krater der sich vor uns Auftut. Ich bin mehr als überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Begeistert packen wir unsere Kameras aus. Kreisrund, unglaublich tief und am Grund ein kleiner, grüner jedoch durchsichtiger See. Zwei Minuten schießen wir unerbittlich Fotos. Interessant wäre bestimmt noch der Blick wenn man fast in der Mitte des Kraters stünde. Meine Augen tasten den Rand des Kraters ab. Ich sehe keine sichere Abstiegsmöglichkeit. Den Gedanken an Josh weiter gegeben, mach er mich auf eine Stelle weiter links aufmerksam. Erstaunlich einfach gelingt dort der Abstieg, alleine. Josh sieht es vor erstmal oben zu bleiben und noch ein par Aufnahmen zu machen.

Langsam und behutsam durchquere ich die Geröllmassen. Ich habe Angst das der Boden unter meine Füßen nachgibt. Ein Schauder jagt mir über den Rücken. So viel Steine müssen schließlich irgendwo herkommen. Die scharfen Felsen am Rand des Kraters könnten eine Antwort dafür sein. Es wird anstrengender als ich dachte. Immer wieder geben selbst große Steine nach. Kleine Lawinen aus diesen kullern vor mir her. Es macht erstaunlich viel Spaß. Meine Abenteuerlust ist geweckt. Unten angekommen genieße bzw. erfahre ich das Gefühl mich in einer riesigen Salatschüssel zu befinden. „Warum ist der See so grün?“ „Evtl. Schwefel?“ „Ist es gefährlich sich hier unten aufzuhalten?“ All das frage ich mich. Doch die Steine weisen darauf hin, dass bereits viele andere hier unten waren. Hunderte von kleinen bis mittelgroßen Steinen sind aufgeschichtet zu hohen Türmen.

Nach gefühlten 5-10 Minuten mache ich mich wieder auf den Weg nach oben. Steine kullern von oben herab. Ich erblicke Josh der sich nun auf den Weg nach unten befindet. Meine Vorsicht lässt er nicht walten. Macht sich sogar einen Spaß daraus die Steinlawinen als Rutschbahn zu benutzen. Schmunzelnd wünsche ich ihm viel Spaß unten, als wir uns in der Mitte begegnen.
Nach diesem Erlebnis reiten wir glücklich nach Hause. Ich habe mein Pferd heute lieb gewonnen. Mich mag es denke ich noch nicht. Aber kann ja noch werden. Wieder geht es durch den Fluss. Diesmal zücke ich die Videokamera und mache Aufnahmen davon. Passiert ja nicht alle Tage.

Im Galopp geht es Richtung temporärer Heimat. Die Sonne steht tief als unser Camp in Sichtweite ist. Josh und ich geben Gas und lassen unseren Führer hinter uns. Es macht riesig Spaß. Sicher bin ich jedoch noch lange nicht. Plötzlich stolpert Joshs Pferd. Eine ganze zeitlang hängt Josh schief im Sattel im vollen Galopp. Fast in Zeitlupe fällt er vom Pferd. Desto härter der Aufprall auf dem Boden. Joshs rechter Fuß hängt noch im Bügel. Sein Pferd hält nicht an und rennt auf den See zu. Über Schotter und Grass wird Josh gezogen. „Shit… Scheiße… Bleib stehen…!!!!“ Diese Ausdrücke kommen wie aus der Pistole geschossen aus Joshs Mund. Die Hufe verfehlen ihn häufig nur haarschaf. Endlich gibt der Bügel Joshs Schuh und damit ihn selbst frei. Joshs Pferd prescht in hohem Tempo davon. Nun wird auch noch mein Pferd unruhig. Ich halt die Zügel eng. Die erhoffte Wirkung trifft ein. Rasch lasse ich mich aus dem Sattel gleiten und gehe zu Josh rüber samt Pferd im Schlepptau. Unsere Führer kommt kreidebleich heran. Will sogar absteigen. Ich signalisier im das alles okay ist und er sich um das entlaufene Pferd kümmern kann. Josh sitzt geschockt im Rasen. Ich zücke die Videokamera als Josh mich dazu auffordert. Vllt. hilft es den Sturz schneller zu verarbeiten.

Später am Abend sitzen wir im Zelt und erzählen unsere Geschichte. Kopfschüttelnd und lachend zu gleich sitzt uns Amara gegenüber. Tunga übersetzt für uns: „Es ist noch nie jemand vom Pferd gefallen.“

Der nächste morgen war friedlich. Wir schliefen so gut es ging aus. Eile weiterzukommen hatten wir nicht. Es lag nicht daran das wir keine Lust mehr hatten weiterzukommen. Nein dies war ungebrochen. Jedoch heute wartete besonders viel Arbeit auf uns. Kurz bevor wir gestern unser Zelt aufbauten, auf der suche nach einem geeignetem Platz zum übernachten, schaffte es Joshs Maschine den kompletten Gummi Mantel, der die Kette vor Schmutz und Witterung schützen sollte, mit in den Kettenkasten zu ziehen. Dies sorgte nun für unschöne Fahrgeräusche und einer unfreiwilligen Drosselung der gefühlten PS Zahl seines Gefährtes.
Mit wenig Lust und bösen Vorahnungen machten wir uns an die Reparatur. Auch dieses mal wurden wir nicht positiv überrascht. Zahlreiche Probleme durften gelöst werden. Es fing an mit einer Schraube die sich keinen Deut darum scherte ihre angestammte und wacklige Position am Motorrad zu verlassen. Eine halbe Stunde verging. Ein Mongole kam wie immer zur Hilfe. Diesmal hatten wir ein besonders grimmigen erwischt, der gar nicht erst versuchte zu kommunizieren. Er setzte sich einfach daneben und guckte zu. Ab und zu hielt er Hilfsbereit Gegenstände fest, damit sie nicht in der Gras Wüste verloren gingen. Eine Stunde später waren die größten Gummireste entfernt. Der Mongole war wieder von dannen gezogen bevor wir mit viel Mühen (und Panzertape) den Kettenkasten wieder anbringen konnten. Das erste mal das ich das erleben durfte. Erfreut endlich losfahren zu konnten machten wir uns auf den Weg.

Weiter als 500 Meter fuhren wir nicht von unserem Zeltplatz bis wir erneut halt machten. Vor uns tat sich eine große Schlucht auf. In Gedanken dachte ich „Gut das das wir gestern nach links abgebogen sind und nicht nach rechts. Die Schlucht mit dem Motorrad runter wäre nicht gut gewesen.“ Ich blicke rüber zu Josh. Er scheint ähnliches zu denken und grinst zu mir rüber. Ich erwidere es. Es ist schon erstaunlich wie viel Glück wir bis jetzt hatten.
Die Schönheit die sich vor uns auftut ist atemberaubend. Bis jetzt die schönste Stelle die ich in der Mongolei sehen durfte.

Die Tiefe ist recht beängstigend. Ich habe es nicht so mit Höhen, die mir zu nahe kommen. Josh ist da weniger zimperlich und setzt sich direkt an den Rand. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen und näher mich vorsichtig der Schlucht. Schließlich sitze ich auch gemütlich am Abgrund und genieße den Ausblick ins Bodenlose.


Leider bleiben wir nicht lange alleine am Rand stehen. Eine Touristengruppe kommt mit einem VW-Bus. Wir vernehmen deutsche Wörter. Erfreut grüße Ich rüber. Es wird sich angeregt unterhalten. Ein Schweitzer Team kommt imposant hinzu. Sie sind mit einem Hummer H3 von der Schweiz bis hierher gefahren. Wir Tauschen unsere Erlebnisse aus. Eine aus der deutschen Gruppe fragt uns wo unser Guide ist. Wir blicken in stellenweise erstaunte Gesichter. „Ohne Guide hier durch die Mongolei in eurem alter mit Motorrädern?“ Wir nicken.

Josh beginnt von unseren weiteren Plänen zu erzählen. Als er zur der Stelle kommt, an der wir evtl. auf Pferde umsteigen werden wir belächelt. Einer fragt ob wir Reiterfahrung haben. Als wir dies verneinen habe ich das Gefühl nicht mehr erst genommen zu werden. Es juckt mich wenig. Ich wende mich ab und schaue mir die Schlucht wieder an. Ich frage mich ob es möglich ist da runter zu kommen. Ich teile den Gedanken Josh mit. Er blickt sich ebenfalls um. Ich weiß nicht mehr wem es zuerst aufgefallen ist. Rechts von uns sah es tatsächlich so aus als könnte man absteigen.
„Motorräder müssen wir stehen lassen…“ sagt Josh. Ein unbehagliches Gefühl macht sich breit. Ich schau mich um. Weit und breit nichts zu sehen ausser den Touristen und Abenteurern von eben. Ich zucke mit den Achseln. Los geht es.

Der Abstieg erwies sich als einfacher als gedacht. Kurz mache ich mir Gedanken über evtl. Sturzfluten. „Wodurch entstand eine so tiefe Schlucht? Von so einem friedlich Fluss?“ Verwerfe diese jedoch wieder schnell. Wenn kleine Bäume am Rand stehen können die mindestens 7-8 Jahre alt sind und nicht fortgerissen wurden wird es wohl nicht so schlimm sein. Unten angekommen ist es noch schöner als oben. Ich freue mich aufs Kühle nass! Endlich mal richtig waschen. Lange ist es her.

Gespannt stehe ich vor dem klaren Fluss. Er sieht kalt aus. Schnell wird die Temperatur jedoch als badetauglich befunden.

Er hat gut kraft als wir reingehen, eine Gefahr besteht jedoch nicht. Nicht mehr als Knietief, da hat die Strömung nicht viel Angriffsfläche. Lange bleiben wir auf zwei Steinen mitten im Gewässer sitzen.

Es ist eine neue Art von gefühlter Freiheit. Ich sitze mitten in einem Fluss während das Wasser scheinbar in großer Eile an mir vorbeirauscht einem unbekannten Ziel entgegen. Selbst völlig von der Zeit losgelöst bin ich mehr als zufrieden und beobachte das unruhige treiben überall um mich herum. Die Sonne wärmt mich gerade so, dass ich denke das ich keinen Sonnenbrand bekomme. Der Stein bereits auf eine angenehme Temperatur gebracht. Der Moment ist perfekt.

Erfrischt klettern wir wieder rauf. Unser zurückgelassen Ausrüstung und den Motorrädern ist kein Leid zugefügt worden. Gerade als wir losfahren wollen kommt eine neue Gruppe von Touristen. Diesmal direkt drei Kleinbusse. Schnell wollen wir uns auf den Weg machen.
Wir legen nicht gerade einen guten Abgang hin. Ich will meine Maschine rückwärts den kleinen Hang, auf dem sie stand, runter rollen lassen. Sie ist schwerer als erwartet und bringt mich um mein Gleichgewicht. Vor den Augen von mindestens 20 begeisterten Zuschauern falle ich. Die Stimmung weiter anheizend schaffe ich es auch nicht sie wieder aufzustellen. Viel zu schwer ist sie samt Gepäck. Josh hilft mir schließlich, nachdem er es geschafft hat seine eigene in eine stabile Position zu bringen. Mit hochrotem Kopf sammele ich meinen Blinker auf, der zerdeppert im Rasen liegt und richte mein Drehzahlmesser. Den krönenden Abschluss bringe ich keine Minute später. Professionell nehme ich die ersten 20 Meter bis mich ein Schlagloch erneut zu Fall bringt. Ich beginne zu Lachen. Wieso muss so etwas immer dann passieren wenn so viele Leute zu gucken? Ich erinnere an meinen Abflug am ersten Tag, wo ich mich genau vor zwei Mongolen hinlege, nachdem wir ca. eine Stunde gefahren sind, ohne dass wir irgendjemanden begegneten.
Die weitere Reise ist anfangs sehr schön. Der Weg führt an Bäumen entlang. Diese gibt es kaum in der Mongolei. Daher eine Abwechslung die gut tut. Noch ein paarmal treffen wir auf die Schlucht die sich rechts von uns befindet. Es gibt immer mehr Verkehr. Damit meine ich, dass man mal drei bis vier Autos auf einmal sieht. Später wird der Weg immer öder und verschmutzter. Gegen Mittag tut sich ein kleines eher hässliches Dörfchen vor uns auf. Es stellt sich heraus das es direkt am White Lake liegt. Von dem ist allerdings noch nichts zu sehen.
Wir haben beide Hunger und freuen uns auf ein Restaurant. Dieses gibt es jedoch nicht. Nur ein paar Geschäfte die allerlei anbieten. Wir kaufen uns viel Brot und Marmelade. Gerade als wir das zweite Geschäft verlassen steht eine kleine schwarzhaarige Mongolin vor uns. Sie spricht uns auf fließendem Englisch an. In meinem Kopf stellt sich alles quer. „Sie ist eindeutig darauf aus Touristen an Land zu ziehen“, denke ich.
Ich weiß nicht was Josh in diesem Moment empfand. Aber ich denke wir wurden beide hellhörig als wir hörten, dass sie Pferdetouren anbietet. Ich sah mich sofort auf dem Rücken eines treuen stolzen Tieres. Wir machen ihr klar das wird keine Guide Touren machen wollen sondern wenn dann Pferde kaufen. Kurz scheint sie verwirrt lächelt dann aber wieder schnell und bittet uns erstmal sie nach Hause zu begleiten um dort alles zu Besprechen. Wir heizen durchs Dorf. Ihr Mann, der hinterm dem Steuer sitzt, gibt ordentlich Gas. Es ist ein kleines Haus bestehend aus einem Raum und einem recht großen Hof mit einem Klohäuschen. Schnell verschwinde ich darin. Freudig im Privatem zu sein. Ernüchtert stehe ich vor dem „Klo“. Es besitzt keine Tür und die Kinder spielen im Hof. Zudem ist ein Plumpsklo. Der Gestank ist bestialisch.
Im Haus hat es sich Josh bereits bequem gemacht. Eine andere Reisende sitzt ihm gegenüber. Der Raum besteht aus vier Betten. Zwei auf der einen zwei auf der anderen Seite. In der Mitte liegt ein großer Teppich. Ein großes Bücheregal und einen kleinen Fernseher gibt es außerdem. Ich setzte mich auf den Boden. Es wird sich ausgetauscht. Die „andere“ gefällt mir nicht. Sie scheint verklemmt zu sein und ist eine typische „Teetante“. Eingehüllt in Bunte Tücher, Männerhaarschnitt, weite Klamotten, kaputte trockene Haut und Französin. Eine furchtbare Kombination! Sie wirkt sehr ernst als wäre sie bei der Arbeit und nicht auf reisen. Zudem beteuert sie alle paar Minuten, dass sie nicht gedenkt irgendwie Geld auszugeben.
Tunga, die kleine Mongolin die uns eingeladen hat mit zu kommen, beachtet sie kaum. Es werden viele Fragen gestellt. Woher wir kommen, was unsere weiteren Pläne sind, wie alt wir sind und so weiter. Es wird ein angenehmes Gespräch. Amara, Tungas Mann, kann kein Englisch. Deswegen dolmetscht Tunga für ihn. Wir erzählen ihm von der Idee ohne Guide mit Pferden weiter zu reisen. Er verzieht kaum eine Miene. „Habt ihr Erfahrung mit Pferden?“ fragt uns Tunga. „Wir sind beide schon mal geritten.“ antwortet Josh. Dies ist nicht gelogen. Ich saß mal mit 12 auf einer Mexikanischen Ranch für 10 Sekunden auf dem Rücken eines Pferdes was sich ein paar Schritte bewegt hat. Natürlich nicht zu vergessen meine zweimal in der Mongolei. Amara zieht die Augenbraun hoch und verweilt für einen Augenblich auf unseren Gesichtern. Dann wendet er sich seiner Tochter zu.

Schnell wird uns bewusst sie kann sich bewegen wie ein Schlangenmensch. Stolz erzählt uns Tunga das sie zu den besten ihres Alters in der Mongolei gehört. Mir wird unwohl, als sie uns ein paar ihrer Tricks zeigt. Jeden Moment bricht sie auseinander denke ich.

Wir lassen uns alle anstecken. Tungas älterer Sohn zeigt ein paar Turnübungen. Ich brenne darauf ebenfalls ein bisschen anzugeben und führe meine Turntricks vor. Grinsend setzte ich mich wieder. Sofort versuchen die Kinder alles nachzumachen. Es ist eine lustige Runde. Tunga zeigt uns voller Stolz einem Eintrag im Lonely Planet. „Vor einem Jahr war ein Mann hier der für Lonely Planet schreibt. Er hat mir damals versprochen das er mich erwähnt.“ Zugegeben ich bin leicht beeindruckt. Der Verfasser lobt Tunga und ihr „Unternehmen“ für die Liebe die sie und ihre Familie ihm entgegenbrachten.
Amara greift hinter sich. Eine 1 L Wodka Flasche kommt zum Vorschein. Mir ahnt schlimmes. Nur zu gut habe ich Erinnerung was in den Führern über die Mongolei stand. „Mongolen messen sich gerne, indem sie ihr Gegenüber unter den Tisch saufen.“ Natürlich grob ausgedrückt.
Jetzt würde man vermuten dass er kurze als Behältnis nimmt. Leider sind es recht große Plastikbecher, die er zu Hälfte füllt. Höflich bietet er der Französin etwas an. Mehr muss ich dazu nicht schreiben. Sie hilft uns nicht. Ehrfürchtig blicke ich auf den Wodka in meinem Becher. „Naja da müssen wir wohl durch“, denke ich und grinse zu Josh rüber. Wir heben den Becher und leeren ihn in einem Zu nacheinander. Er brennt ordentlich und ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, dass dies grad außerordentlich viel auf einmal war. Zu meinem großen Bestürzen füllt er unseren Becher nach. Betrübt blicke ich in meinen Becher. Gerade erst habe ich mich schweren Herzens überwunden. Jetzt geht es wieder von vorne los. Hoch den Becher und runter. Diesmal merke ich wie es mir zu Kopf steigt. Der Wodka erfüllt meinen ganzen Körper. Ich kann in riechen als würde ich darin Baden. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass unsere Becher erneut gefüllt wurden.
Beim dritten Mal muss ich einen schweren Würgereiz unterdrücken. Ich merke wie der Alkohol seinen Tribut fordert. Mir ist schwindelig und ich bin angeheitert. Nach der fünften Runde ist die Flasche leer. Draußen dämmert es. „Zeit zum See zu fahren!“ ruft Tunga. Ich blicke sie ungläubig an. Ich bin froh wenn ich gerade stehen kann. Immer wieder kommt mir der Wodka in die Nase. Ich lege meine Hand auf Joshs Schulter und blicke ihn vielsagend an. Wir Lachen leise. „In diesem Zustand noch Motorrad fahren. Das ist doch bescheuert.“ sage ich, lache weiter und stolper zu meinem Motorrad. Mit Mühe fummel ich den Schlüssel aus meiner Tasche. Wieder sollen wir Amara folgen. Das Duell ist noch nicht zu Ende. Amara gibt diesmal richtig Gas. Wir preschen hinter ihm her und geben uns keine Blöße. Ein Blick auf die Tachonadel zeigt mir flotte 60 bis 80 km/h. Wohlgemerkt wir fahren auf keinem befestigten Weg. Schließlich verlieren wir einen Werkzeugkasten und bleiben stehen. Amara kommt zurück gerollt und steigt aus und deutet an das er fahren möchte. Josh ist begeistert, drückt ihm den Helm in die Hand und schwingt sich in den Minibus. Amara lacht und setzt sich erstaunt den Helm auf. Zugegeben waren wir die einzigen, die ich in der Mongolei mit einem Helm habe fahren sehen. Seine kleine Tochter setzt sich hinten drauf.
Josh gibt noch mehr Gas. Der Bus wackelt vor meinen Augen ordentlich durch die Gegend. Schreiend fahre ich hinterher. Amra ist mir dich auf den Fersen holt mich jedoch nicht ein. Beinahe verliere ich die Kontrolle über meine Maschine und hänge kurz schräg auf ihr. Doch das hohe Tempo stabilisiert mein Motorrad schnell. Nach 10 Minuten erreichen wir Tungas Camp. Herzlich werden wir von ihrer großen Familie begrüßt. Ihre Mutter bereitet uns etwas zu essen. Diesmal ist das Essen nicht so anstrengend wie sonst. Das zähe Fleisch beruhigt meinen vor Wodka brodelnden Magen. Gesättigt bekommen wir unsere eigene Jurte zugewiesen. Sie ist mollig warm, weil der Ofen für uns, der in der Mitte steht, bereits angemacht wurde. Glücklich lasse ich mich auf eines der vier Betten fallen. Wir haben die Jurte für uns alleine. Morgen besprechen wir wie es weiter geht.

Früh am morgen stehen wir auf. Mir geht es wieder besser. Leichte Kopfschmerzen begleiten mich beim Frühstück. Kaum merke ich wie sie langsam verfliegen. Das bepacken der Maschinen dauert sehr lang. Wir trödeln, schrauben noch an den Motorrädern, laufen 6 mal hin und her, weil wir noch etwas vergessen haben und ich bin über 15 Minuten damit beschäftigt uns eine Helmkamera zu basteln.
Ich teste diese ausgiebig im Hinterhof und bin gespannt was für Bilder sie wohl machen wird. Über die letzten Tage habe ich schon einige mal versucht während der Fahrt zu filmen. Dies klappt eigentlich auch recht gut. Das große Problem jedoch ist, dass spontane Aufnahmen unmöglich sind. Immer braucht man ein bis zwei Minuten, bis man sie aus dem Rucksack gekramt hat.
Es geht los. Nach eine Stunde erreichen wir das kleine Dorf, in dem wir vor zwei Tagen kehrt gemacht haben. Wir fahren ohne mit der Wimper zu zucken vorbei. Endlich geht es weiter!
Die Straße wird nun richtig ruppig. Bodenwellen in einer Formation die einen glauben lassen, man würde auf einem nie mehr enden wollenden riesigen Waschbrett, bis an das Ende der Welt fahren. Immer mehr Teile klappern an meiner Maschine. Ich kann beobachten wie sich die Mutter, die meinen Drehzahlmesser hält, bei jedem Schlag einer halbe Umdrehung mehr in Richtung Freiheit erzielt.
Nervös betaste ich meine Abdeckplane vom Rucksack. Es ist heute extrem windig. Ständig muss ich sie wieder richtig ziehen. Leider vernachlässige ich diese Überprüfung. Gegen Mittag ist von meiner Plane, sowie Joshs Hut und meinem kurzem Trekkinghemd nichts mehr zu sehen. Er fährt zurück, während ich warte und ein par Muttern nachziehe. Kopfschüttelnd kommt er zurück. Spurlos verschwunden.
Wir haben Orientierungsprobleme. Das GPS hat schon lange den Dienst quittiert. Am Rande steht einer alter Mongole mit seiner Frau. Wir halten und erkundigen uns nach der ungefähren Richtung. Alles okay. Wir sind auf dem richtigen Weg. Für die Gefälligkeit helfen wir den beiden mit unserem Werkzeug aus. Siehe da sie können weiterfahren und deuten sogar an, dass sie das selbe Tagesziel haben. Perfekt jetzt brauchen wir uns erstmal keine sorgen mehr um den Weg zu machen.
Die beiden machen ein ordentliches Tempo. Josh klebt ihnen an den Fersen, während ich versuche ein gutes Zwischentempo zu erreichen, um mein Gefährt nicht zu sehr zu quälen. Ich sehe es immer wieder in meinen Gedanken. Mein Motorrad bricht am Rahmen und wir müssen dann gucken, wie wir unser Gepäck noch schleppen können. Als wäre das noch nicht genug, können wir auf einmal nicht mehr weiter. Ein Fluss versperrt uns die weiterfahrt. Hier nun aus europäischer Sicht aufgepasst. Meistens sind diese Flüsse weder tief noch sonderlich breit. Sie verlaufen in mehreren,sich immer wieder kreuzenden Bächen. Überquert man einen solchen, so hat man meist noch drei oder vier Überquerungen vor sich. Hat man Pech findet man sich auf einer Insel wieder, wo ein Umkehren der einzig richtige Weg ist. Nach dem zweiten Anlauf gelingt es uns mit 3 Überquerungen auf das andere Ufer. Mir wurde es dabei recht mulmig. Was würde passieren, wenn unsere schweren Maschinen mitten im Flussbett stecken bleiben? Nun ja ich bin glücklich zu verkünden, dass ich es bis heute nicht weiß.
Die restliche Fahrt wird zunehmend anstrengend. Unsere schnellen Begleiter sind im Durchschnitt viel langsamer als wir ohne sie. Ständig müssen wir anhalten und die Maschine wieder in Stand setzen. Sie verlieren viel Luft. Der Hinterreifen macht nicht mehr viel Kilometer. Sie wollen uns einen Ersatzschlauch abkaufen. Wir verneinen jedoch. Wir sind noch zu grün hinter der Ohren, um einschätzen zu können, ob wir sie vllt. selber noch brauchen werden.
An einer Tankstelle die kein Treibstoff mehr in den Tanks hat, verabschieden wir sie. Sie kennen die Besitzer. Nun haben wir kein schlechtes Gewissen mehr. Hier werden sie gut versorgt.
Es fängt an zu dämmern. Unser bislang längster Tag auf den Motorrädern. Noch öfters fragen wir nach der Richtung. Erstaunlicherweise sind wir nach wie vor auf dem richtigen Weg.
Inzwischen weiß ich nicht mehr zu sagen wie spät es ist. Zeitlos fahren wir dem Horizont entgegen, wärend die Sonne die Gipfel der großen Berge streichelt. Erleichtert zeigt sich die Haut. Frischer Fahrtwind ersetzt die heißen Strahlen. Ein kleines Dörfchen tut sich vor uns auf. Es passt nicht in die Landschaft. Wie eine Filmkulisse aus einem schlechten Film. Direkt neben dem ersten Haus steht eine kleine Tankstelle. Wir fahren hin. Sie sieht aus, als wäre sie schon lange nicht mehr benutzt worden. Zunächst kommt niemand. Josh will ein par Fotos machen. Plötzlich springt ein junger Mongole mitten in das Bild. Er spricht gebrochenes Englisch und fordert uns auf mit in sein Haus zu kommen. Dies lassen wir uns nicht zweimal sagen. Der Gedanke an eine warme Mahlzeit tut der Seele gut. Die Tankstelle funktioniert sowieso nicht. Ein Kind hat einen Stock gegen einen der nicht gerade soliden Strommasten geworfen.
Wir werden sehr herzlich empfangen. Vater und die älteste Tochter bereiten eine Mahlzeit für uns vor wärend die beiden kleinsten mit meiner Kamera spielen. Wir haben unglaubliches Glück. Der Junge nimmt tatsächlich die Kamera mit in die Privaträume und filmt für uns die ganze Zeit. Sicherlich selten. Neugierig schauen wir uns die Aufnahmen später im Zelt an. Wir haben etwas abseits vom Dorf unser Zelt aufgeschlaugen. Wir erhalten einen tollen Einblick und können uns nun gut vorstellen, wie das leben auf dem Dorf wohl ist.
Das Essen hat uns gut getan. Ich weiß das ich es in Deutschland nichteinmal angerührt hätte. Immer wieder feste Fettklümpchen und der wiederliche Gestank eines vergammelten Schafes. Dennoch Abwechslung ist hier alles. Wenn alles nach Plan abläuft erreichen wir unser erstes Ziel bereits morgen…

Leute stehen direkt unter unserm Fenster des Hotels. Sie unterhalten sich lautstark. Ich habe keine Lust aufzustehen und nachzusehen. Josh erbarmt sich schließlich und geht zum Fenster. „Da stehen zwei Leute und fummeln an unseren Maschinen…“ „Berühren sie sie richtig?“ „Ja guck selbst.“
Direkt drei Mongolen. Es sieht wiedermal dannach aus, als ob wir Nachtwache halten müssten. Wir diskutieren recht lang. Schließlich ist die Idee, unsere große Regenplane über die Motorräder zu spannen die simpelste und sicherste Methode. Die Plane überdeckt unsere beiden Maschinen komplett. Sollte jemand versuchen an die Maschinen heranzukommen, egal was er versucht, er müsste einen riesen Krach veranstallten. Im nachhinhein bin ich überrascht. Eine wirkliche einfache Lösung. Am Anfang haben wir viel zu kompliziert gedacht. Langsam legen wir dies ab.
Endlich Ruhe. Ich mache meine Augen zu und schlafe sofort ein. Mein Schlaf hält nicht lange an. Ich reiße meine Augen auf, halte für eine Sekunde inne, und renne nach unten zum Klo. Mir ist Speiübel. So übel dass das Gleichtgewicht halten mir auf den 20 Metern zur Toilette schwer fällt. Zu meinen Pech ist die Toilette besetzt. Ich versuche mich zu beruhigen und lege mich kurz auf den Boden, um zu warten bis der Weg frei ist. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Endlich geht die Tür auf. Überrascht gucken mich zwei Mongolenmädchen im Alter zwischen 12 und 14 an. Ich gebe ihnen keine Erklärung, sondern stehe direkt auf und schließe die Tür hinter mir. Zu meinem Glück steht neben dem Klo noch ein Mülleimer. Anders wäre es sonst nicht gut gegangen. Eine Erklärung der Vorgänge bleibe ich dem Leser jetzt schuldig. Als ich den stillen Ort wieder verlasse geht es mir schon deutlich besser. Vor dem Klo steht nun der Nachtwächter und grinst mich an. Ich kann es nicht erwiedern. „Schnurr strax“ geht er hinein. Ich will ihn schon fast aufhalten aber er weiß anscheinend genau was passiert ist. Lächelnd trägt er den Eimer raus und geht in Richtung Hinterhof.
Endlich wieder im Bett. Leider wiederholen sich die vorrangegangen Vorfälle wieder und wieder. Im Teamwork „arbeite“ ich mit dem Nachtwächter zusammen. Sein Lächeln vergeht nicht.
Irgendwann verfalle ich in einen tiefen Schlaf. Josh weckt mich kurz um zu sagen, dass wir heute nicht weiterfahren werden. Er will erstmal einkaufen gehen. Eigentlich würde ich gerne weiter fahren, muss mir aber selbst eingestehen, dass in Anbetracht der Lage ein weiterkommen eher unsinnig ist. Mir geht es immer noch nicht gut. Mein Kreislauf ist total im Keller. Jeder Versuch aufzustehen wird mit starken Kopfschmerzen und leichter Übelkeit belohnt. Josh muss sein Motorrad noch schweißen lassen und wer weiß wie viel Zeit dies in Anspruch nimmt. Nein, eine Pause heute einzulegen ist wohl das beste. Ich schlafe fast den ganzen Tag. Ab und zu versuche ich etwas zu essen. Gegen Abend geht es immer besser und ich fühle mich langsam wieder fit. Joshs Maschine ist wieder in Ordnung. Es wurde eine Dicke Scheißnarbe gesetzt und die Hinterradfederung tut wieder ihren Job. Es sind nun wieder die weichen Federn an seiner Maschine. Meine hat nach wie vor die harten dran. Ich bin mir nicht sicher ob dies so eine gute Idee war.
Als es dunkel wird, spannen wir wieder die Regenplane hinüber. Diesmal schlafe ich ruhig und kann es kaum erwarten morgen endlich wieder vorran zukommen.

So gegen drei werde ich wach. Josh ist bei der Nachtwache eingenickt. Nervös werfe ich ein Blick auf unsere Ausrüstung & Motorräder. Alles noch da. Die Glut des Feuers wirft auch jetzt noch einen schwachen Lichtschein über unseren Lagerplatz. Es ist bis auf die üblichen Standart Geräusche ruhig. Hunde bellen ununterbrochen und hier und da beschwert sich ein Yak über dies und das. Ich lege mich wieder hin. Ausgeraubt werden wir wohl heute Nacht nicht mehr. Trotzdem verfalle ich in einen nervösen Schlaf, der mich alle 5 Minuten wieder aufschrecken lässt. Gegen halb 6 wird es langsam hell und ich genieße die letzten Stunden Schlaf. Um 8 werde ich erneut wach und bin das ständige Einschlafen leid. Mühsam pelle ich mich aus dem Zelt. Immer bedacht darauf dies möglichst leise zu erledigen, um Josh nicht um seinen Schlaf zu bringen. Es ist schön warm draussen. Ich erblicke den Fluß keine 100 meter weit von unserem Rastplatz entfernt. Die Lust ein wenig zu schwimmen und mich dabei zu waschen, lässt mich voller Vorfreude hinter einem Baum verschwinden, um den drängen des Darms nachzugeben. Dreist werde ich dabei von einem wilden Hund beobachtet, der es noch vorzieht nach dieser kalten Nacht etwas in der Sonne liegen zu bleiben. Es ist ein schönes Tier. Immer wieder erstaunlich wie manche Hunde es schaffen trotz der Bedingungen des Landes wohl genährt auszusehen. Er hat etwas von einem Labrador. 

Frohen Mutes begebe ich mich zum Fluss. Mit Trekking Handtuch (20x30cm) Zahnbürste, Zahnpasta und Outdoor Seife bewaffnet. Vorsichtig tunke ich meinen großen Zeh ins kristallklare Wasser. Kälter als ein Gebirgsbach in der Schweiz im Winter. Verwundert wiederhole ich die Prozedur. Nein mein Gefühl täuscht mich nicht. Dieser Fluß ist unglaublich kalt. Baden fällt ins Wasser. Fröstelnd kämpfe ich mich auf eine kleine Insel am Ufer. Dabei stehe ich teilweise Knietief im Wasser und spüre wie meine Waden sich krampfartig zusammenziehen. Es brennt richtig. Beim Zähneputzen bestehe ich auf eine Abhärtung und stehe volle 3 Minuten lang im kalten Wasser. Danach sprinte ich zurück auf „meine“ Insel und genieße zitternd die jetzt noch wärmeren Sonnenstrahlen. Ich beäuge meine Outdoor Seife. Wirklich Lust mich zu waschen habe ich nicht mehr. Doch ich zwinge mich dazu. Mein Körpergeruch wäre jetzt schon in Deutschland nicht mehr tragbar.

Josh wird wach als ich zurückkomme. Er geht auch runter zum Fluss. So kalt wie ich es beschrieben habe, meint er, ist es nicht.

Wie jeden Tag checken wir auch an diesem Morgen unsere Maschinen durch. Dies nimmt diesmal sehr viel Zeit in Anspruch. Gut 45 Minuten ziehen wir alle Muttern fest. Natürlich müssen wir dabei mit über 12 verschiedenen Schraubenschlüsselgrößen arbeiten, weil die chinesichen Maschinen über eine breitgefächerte Variation an Muttern, ihrem Besitzer das besondere etwas bieten. Für den Kenner unersetzbar sind die Größen die scheinbar zwischen 12 und 13 liegen. Bedient man nun so eine 12,5 Mutter mit einem 13er Schlüssel so wird es einem schnell klar, diese Schraube ziehe ich max. noch 2 mal fest.

Wir verlassen unser Camp. 3 Kilometer fahren wir auf ätzendem Kies mit stellenweise riesigen Schlaglöchern. Schnell stellt sich heraus, dass ich heute nicht gut gepackt habe. Ich muss ständig absteigen und alles wieder fest machen. Dabei könnte ich schwören, dass ich nicht anders gepackt habe als die Tage zuvor. Die Straße wird immer abenteuerlicher. Wir fahren an felsiegen Hügeln vorbei, am Horizont sind große Berge zu erkennen. Mitten aus dem nichts erscheint eine abgesperrte Asphalt Straße. Wie in der Mongolei üblich ist ein Sperrschild nicht mehr als ein lästiges Hinderniss. Irgendwer hat bereits eine „privat Auffahrt“ mit Hilfe eines großen Erdhaufens geschaffen. Dankbar lenken wir unsere Maschinen auf den schönen, glatten  und noch vollkommen Schlagloch freien Asphalt. Ein Blick auf dass Tacho zeigt mir flotte 50 km/h an. Relaxt tastet mein Blick die Landschaft ab. Die Maschine vibriert angenehm und ein drehen am Gas lässt sie freudig aufheulen.Es ist noch kühl und stellenweise kommen uns heftige Böhen entgegen… Moment waren da eben 50 km/h auf dem Tacho?? Verwundert schaue ich auf meinen Drehzahlmesser, was bei nun Tempo 60 immer noch brav auf 3000 Touren verweilt. Selten habe ich auf der Reise so ein Glücksgefühl verspürt. Warum auch immer ist der seltsame Fehler behoben, der mich seit Tagen zwingt 40 km/h  genaustens einzuhalten. Hat es vllt. etwas mit dem nerviegen Mongolen von gestern zu tun? Immerhin war er 10 Minuten mit meiner Maschine unterwegs und verschwand mit dieser in einer Jurte. Dafür kann ich gut auf meine Kopflampe verzichten…

Die Straße wird immer besser. Wir nähern uns einer großen Ortschaft. Laut Josh kann es Tzetzerleg nicht sein. „Dafür haben wir zu wenig Kilometer zurückgelegt.“ Ich bin skeptisch. Was sich hier vor uns auf tut ist kein Dorf sondern eine Stadt. Laut Karte kommt da keine größere Stadt vor Tzetzerleg. Wir beschließen zu fragen. Wir fahren durch eine Baumallee. Die Straßen wirken modern und gepflegt. Ein eher seltenes Bild in der Mongolei. Im Stadt Kern begenen uns zwei Polizisten. Sie schlendern über den Bürgersteig und beäugen uns als wir an ihnen vorbei fahren. Ich werde nervös. Fahren wir ja schließlich immer noch ohne Nummernschild durch die Gegend. Doch sie schreiten nicht ein. „Noch mal… nein… schon wieder glück gehabt“ denke ich. An einer Einkaufsmeile mit Pubs halten wir an. Schnell finden sich ein par englisch sprechende Mongolen. Wir fragen mehr mals wo Tzetzerleg liegt und bekommen immer die gleiche Antwort. Die Arme der gefragten deuten zum Berg an dessen Rande die Stadt liegt. 

Der Wind wird immer heftiger und es fängt leicht an zu regnen. An der letzten Tankstelle vor dem Berg machen wir halt. Es regnet nun in strömen und der Wind ist so stark, das man sich dagegen lehnen könnte. Wir beschließen uns ein Restaurant zu suchen und drehen um. Bei der suche fahren wir noch dreimal an den Polizisten vorbei. Es wird schon fast peinlich.

Wir kehren in einem Hotel ein. Unsere Maschinen dürfen wir im Hinterhof neben dem Wachhund abstellen. Schnell bestellen wir uns etwas. Es tut gut mal wieder etwas warmes in Ruhe essen zu können. Besonders natürlich wenn man bei so einem Wetter im trockenen sitzt.

Der Regen lässt nach und die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Wir wollen heute noch nach Tzetzerleg. Weiter gehts!

Es ist wunderschön über den Berg zu fahren. Die Straße ist zwar steil und nur mit Kies bedeckt aber dafür gut gesichert und breit. Allerdings ist immer noch etwas frisch und windig. Als wir den Berg überwunden haben ziehen wir uns Handschuhe und Jacken an.

Der Schotter macht mir gut zu schaffen. Ständig komme ich ins trudeln. Josh macht es einen heiden spaß. Gott sei dank hört es bald auf und wir dürfen auf einer wunderbaren asphaltierten Straße fahren. Sie sieht sehr neu aus und wurde sehr hoch gebaut. Auf beiden Seiten geht es gut 2 meter 50 steil runter. Dies macht das ganze nicht gerade ungefährlich. Zu allem Überfluss steht eine Ziege am Straßenrand und entscheidet natürlich in letzter Sekunde die Straße zu überqueren. Was sie sich dabei dachte? Jedenfalls flog ich fast von meinem treuen Gefährt. Eine brenzliche Situation.

Keine 4 Kilometer gibt Joshs Maschine ihre Entrüstung preis indem sich eine Feder verabschiedet. Wir fahren die letzten Meter in ein kleines Dorf. Gepäck erstmal runter von unseren Maschinen um an Werkzeug zu kommen. Wiedermal erleben wir den „Zooeffekt ohne Käfig“. Das ganze Dorf scheint sich die Mühe gemacht zu haben uns seelischen Beistand zu leisten. Unbeholfen wie vor einer Woche sind wir nicht mehr. Geradezu souverän löst Josh die kaputte Halterung der Feder vom Rahmen und zückt aus der Seitentasche ein brandneue hervor. Ich nutze die Zeit um zu fragen wo es nach Tzetzerleg geht. Die Karten erleichtern dies um einiges. Ich tippe mit meinem Finger auf die Stadt. Mehrere Hände deuten in die Richtung aus der wir gekommen sind. Ernüchterung. Wir sind durch Tzetzerleg durchgefahren und haben es nicht einmal gewusst. Nach Ulan-Bator (die in einer ganz anderen Liga spielt) einer der größten Städte der Mongolei. Mit einem Schulterzucken vergessen wir es und denken ans weiterfahren. Josh will versuchen noch vorher eine neue Feder zu erstehen. Eine Stunde tingeln wir durchs Dorf. Ein Laden wird extra für uns aufgemacht der Ersatzteile anbietet. Nichts was wir gebrauchen könnten. Irgendwann verliere ich die Geduld. Ich will weiter. Wir haben schließlich noch eine neue Feder. Das muss reichen. Josh ist da nicht meiner Meinung. „Tzetzerleg war die letzte Station Julian. Was machen wir wenn auf unseren Weg noch zwei brechen, wenn die erste schon nach zwei Tagen den Geist aufgibt?“ In Gedanken schießt mir durch den Kopf… „Wird schon nicht passieren!!“ Tief im inneren muss ich Josh jedoch recht geben. Vernünftig ist es umzukehren und nochmals ordentlich Ersatzteile kaufen. Den Rückweg lasse ich jetzt mal raus. Wer will kann mein Tagebuch rückwärts lesen ab der gebrochenen Feder bis Tzetzerleg. Natürlich hat es die Ziege nicht noch einmal versucht.

Auf der Bergkuppel machen wir halt. Josh will noch ein par Fotos schießen. Meine Laune ist im Keller. Gleich werde ich den Ort erreichen wo ich vor 3 Stunden war. Ich stelle mich in der prallen Sonne auf einen Stein und lasse meinen Blick in die Weite schweifen. Ich mache ich par Bilder von mir.

Ich sehe schlimm aus wie ich feststellen muss. Jedoch Pickel habe ich gar keine. Das ist sehr verwunderlich. Schließlich habe ich fast eine Woche nicht mehr geduscht. Schlafe seid der Reise in ein und dem selben Schlafsack und wetteifer mit Josh wer seine Boxershorts länger anbehält ohne sie zu waschen.

Josh ist noch nicht zu sehen. Er fotografiert sehr ausgiebig. Das klicken der Kamera drängt sich ab und zu an mein Ohr. Trotz des klickens fühle ich mich auf einmal allein und hilflos gegen dieses Gefühl irgendetwas zu tun. 18000 Kilometer weit weg von zu Hause. Wenn man die Strecke nicht fliegt, wird einem die Entfernung nur all zu sehr bewusst. Ich stelle mir vor wie lange ich bräuchte um bekannte Gesichter zu sehen. Wäre ich Millionär so würde ich trotzdem eine Woche brauchen um hier rauszukommen. Zu meiner Liste der unkäuflichen Sachen setzte ich die Überwindung der Entfernung.
Ich beobachte den Schatten den mein Körper erzeugt, indem er die Strahlen abhält die Erde zu berühren und zu erwärmen. Mir wird bewusst. Hätte die Erde eine Gefühl so weiß ich jetzt, wie sie sich fühlen würde wenn sie der Sonne ausgesetzt ist. Ich gönne dem von mir auserwähltem Teil der Erde Schatten, indem ich wie angewurzelt stehen bleibe. Zum Abschluss mache ich eine Gruppenfoto von dem Teil Erde und meinem Schatten. Eine Träne kühlt meine Wange. Ich merke das ich ich traurig bin.

Zurück in Tzetzerleg kehren wir in dem Hotel ein, wo wir mittags bereits gespeist haben. Wir nehmen uns ein Zimmer für diese Nacht. Wir sind uns einig. Es ist eine verdiente Erholung.

Nach einem warmen Abendessen gehen wir zu Schwarzmarkt. Ich frag mich warum er so genannt. Ist doch der einzige in Tzetzerleg. Gleiches Prinzip in klein. Schiffscontainer  vollgestopft mit Waren. Schnell finden wir was wir suchen. Josh bringt seine Maschine noch schnell vorbei und deutet auf den Anlasser. Wieder geht es zu wie bei einem Boxenstop. Viele Hände fuchteln durch die Gegend. Es wird mehr als lautstark diskutiert.  Ein kleiner Welpe kommt heiter angerannt, gelockt von den Geräuschen. Neugierig legt er den Kopf zur Seite. Ich will mich bücken um ihn zu streicheln. Ein Fuß von links kommt mir zuvor. Der Welpe fliegt jaulend durch die Luft und landet unsanft. Ich blicke nach oben in das Gesicht eines Mongolen. Er deutet mir an, ich soll das Tier nicht streicheln. Ich vermute das er nicht um mich besorgt war, sondern vielmehr darauf hofft den Welpen zu einem guten Wachhund zu erziehen. Klar über die Methoden lässt sich streiten. Ein anderes Land, dies muss ich akzeptieren. 

Josh Maschine springt nun auf Knopfdruck an. Richtig angeschlossen ist es nicht. Lichter gehen nichtmehr an. Egal Hauptsache sie fährt. Wir erstehen noch bessere Federn für die Ladys. Sie fühlen sich wesentlich robuster an. Sie werden noch auf dem Markt an Joshs Maschine montiert. 

Auf dem Hof des Hotels basteln wir weiter. Schnell sind die neuen Federn auch an meiner Maschine. Ich drehe eine Runde um den Block. Sicherheitsrisiko hin oder her. Ohne Helm zu fahren ist eine sehr angenehme Sache. Die Federn sind sehr hart. Für mich fühlt es sich aber gut an. Josh ist weniger zufrieden. Er will wieder die anderen drauf schrauben. 

Als ich zurückkomme ist Josh schon anzusehen, das er vor Wut brennt. Schweigend zeigt auf die rechte Seite wo seine Feder mal dran war. Die obere Halterung ist komplett rausgebrochen. Wir wissen, dass es an dem Mongolen vom Schwarzmarkt gelegen haben muss. Er hat wie ein Wahnsinniger die Schrauben fest gehzurrt. „Ich muss erstmal schlafen.“  Ich dackel Josh  hinterher. Kein schöner Abend für uns. Morgen müssen wir jemanden finden, der Teile schweißen kann.

Josh schläft noch tief und fest. Draußen auf der weiten Wiese setze ich mich hin und schreibe meinen Tagebucheintrag von gestern. Von den Mücken ist nun nichts mehr zu sehen. Sehr angenehm muss ich sagen. Eine halbe Stunde lang genieße ich die Stille im nichts.

Natürlich kommt ein Mongole vorbei. Jedesmal eine schwierige Angelegenheit. Was soll man sagen? Weder mit Deutsch, Englisch oder Russisch kommt man weiter. Mit Händen und Füßen geht es auch nicht immer glatt. Andere Länder andere Gesten. Verbeugt man sich oder gibt man die Hand zur Begrüßung? Vielleicht macht man ja auch keins von beidem. Ich habe keine Ahnung. Der Mongole ist jung und deutet immer wieder auf sein Pferd. Will er mir anbieten zu reiten? Ich deute ein par mal auf den Sattel. Er nickt immer wieder. Hier muss ich jetzt anmerken es handelt sich um einen mongolischen Sattel. Diese sind aus Holz, klein, eng und Polster für die empfindlichen „nicht Mongolen“ gibt es auch nicht.

Schwerenmutes steige ich auf. Das erste Mal auf einen Pferd seid Jahren. Ich meine ich wäre mal in Mexiko auf einen Pferd gewesen. Genau weiß ich es aber nicht mehr. Ausgerechnet mit einem Mongolischen Sattel muss ich mein Debüt starten. So unbequem wie ich dachte ist er dann doch nicht. Er führt sein Pferd ein par Mal im Kreis. Von oben herunter rufe ich nach Josh. Schließlich wacht auch er auf.

„Was ist los?“

„Ich dachte dass du vielleicht auch reiten willst.“

„Reiten?“

„Ja reiten.“

„Wieso reiten?“

„Hier ist ein Mongole mit Pferd.“

Josh wälzt sich aus dem Zelt und lacht. „So werd ich hier geweckt.“ Josh schwingt sich auch noch aufs Pferd und dreht ein par Ründchen. Was geben wir ihm als Dankeschön? Auf dem Motorrad fahren wird als Gegenleistung angeboten. Meine Maschine muss dafür hinhalten. Schließlich startet sie ja ohne anschieben.

Besorgt schaue ich dem Mongolen zu. Häufig höre ich die Stoßdämpfer durchschlagen. Schließlich bleibt er im Feld stecken und erdrosselt den Motor. Ich komme ihm zur Hilfe. Skeptisch stellt er die Maschine ab und deutet auf sein Pferd. Motorräder sind wohl nicht seine Leidenschaft.

Zurück auf der Straße geht es nun Richtung Karakorum. Diesmal nehmen wir die richtige Abzweigung. Kamele kreuzen die Straße. Josh steigt begeistert ab. Die Fotokamera ist binnen Sekunden draußen. Auf der linken Seite ist ein kleiner See. Dort ziehen die Kamele hin.

4 junge Mongolen kommen Josh entgegen. Er ist bereits unten am See. Ich kümmere mich derweil um meine Maschine. Sie verschluckt sich wieder in regelmäßigen Abständen und diesmal ist keine Tankstelle in der Nähe. Vielleicht bringt der „Benzin/Zündkerzen“ – Trick die Heilung. Josh schießt ein par lustige Fotos mit den Kamelen und den drei Mongolen. Er lässt ihnen noch einen par Buntstifte da als Dankeschön.

Meine Maschine fährt wieder ihre normalen 40 km/h. Nach ca. 2 Stunden auf recht guten Asphaltstraßen erreichen wir das Kloster. Es liegt nicht vor sondern in Karakorum und ist ein wahrer Touristen Magnet. Wir stellen die Motorräder vor den Klostermauern ab. Sofort kommen Mongolen von den Touristenbussen auf uns zu und untersuchen unsere Maschinen. Es bleibt nicht beim Augenkontakt. An Teilen wird wie selbstverständlich gerüttelt und geschüttelt. Für uns natürlich unangenehm. Wissen wir doch um die Empfindlichkeit unserer Bikes. Außerdem merken wir, dass wir schlecht ins Kloster reingehen können ohne jemanden zu finden der aufpasst. Schließlich bleibe ich draußen stehen und bewache die beiden, während Josh drinnen Fotos macht.

So interessant finde ich diese Klöster sowieso nicht. Heiß ist es und ich ziehe meinen Hut tief in die Stirn. Ein mongolisches Pärchen kommt auf mich zu und will ein Foto mit mir und den Maschinen haben. Ich willige ein. Die Frau stellt sich noch mit dazu. Begeistert deutet sie auf meinen Helm. Ich nicke und sie zieht ihn auf. Vier Fotos werden gemacht. Sie danken mir uns gehen ins Kloster. Nach gespürten 45 Minuten ist Josh wieder da. Mein Magen knurrt und wir suchen ein Restaurant. Glück haben wir. Gerade als wir eins gefunden haben fängt es an zu Regnen. Beim bestellen ist es immer gut, so jemand wie Uyanga zu kennen. Wir rufen sie kurz an und sie ordert für uns. Eine Stunde verbringen wir mit nichts tun. Wir müssen den Regen abwarten.

Tzetzerlerg sollten wir heute noch schaffen. Auf dem Weg kommen uns alle 2 Kilometer Toyota Rally Jeeps entgegen. Jedesmal finden wir uns in einer Staubwolke wieder, die meine Augen tränen lässt. Die Straßen sind nun Miserabel. Schlaglöcher und am schlimmsten Bodenwellen lauern überall. Gegen Abend erreichen wir ein kleines Dorf (5 Häuser) mit Fluss. Er ist sauber und lädt zum Baden ein. Das haben wir dringend nötig. Gerade wollen wir das Zelt aufschlagen, schon kommt wieder ein Mongole. Ich bin genervt. Wollte ich doch direkt ins Wasser springen. Nun müssen wir wieder auf unsere Sachen aufpassen. Er durchsucht alles. Er macht sogar zwei Gläser auf bevor Josh und Ich ihn stoppen können. Immerhin wissen wir jetzt was wir heute Abend essen müssen. Wir reiten ein bisschen auf seinen Pferd. Ein Freund kommt auf einem Motorrad vorbei. Er ist ein bisschen höflicher und durchwühlt nicht direkt unsere Sachen. Wir lassen sie ein bisschen auf unseren Maschinen fahren. Besorgt schaue ich ihnen zu. Morgen muss ich wohl mehr als nur eine Schraube nachziehen. Wir ziehen es vor doch den Zeltplatz wo anders aufzuschlagen. Zu merkwürdig ist uns die neue Bekanntschaft. Josh schlägt die andere Seite des Flusses vor. Ich würde am liebsten noch 20 Kilometer weiterfahren. Dort auf der anderen Seite bleiben wir bestimmt nicht allein. So ist es dann auch. Wir haben unseren Mongolen noch zum Abendessen an der Backe. Am Ende fehlt meine Kopflampe. Er ist nicht mehr zu finden. Meine Laune ist im Keller. Das bekommt Josh auch zu spüren, was mir natürlich Leid tut. Wir beschließen Nachtwache zu halten. Josh übernimmt die erste Schicht ich die zweite. Das heißt für mich erstmal schlafen und um drei wieder wach werden.

Die Morgensonne heitzt das Zelt ordentlich auf. Es ist sehr warm. Ohne Fruehstueck geht es zurueck auf die Strasse. Der Asphalt ist schoen zu fahren.

Mit 40 km/h Spitze werden wir andauernd ueberholt. Meinen ersten in Freiheit lebenden Adler sehe ich links am Strassenrand. Ich halte an und will ein Foto machen. Natuerlich wartet er nicht bis ich meine Kamera rausgekramt habe. Was fuer eine enorme Spannweite haben diese Tiere!?

Spaeter sehen wir einen Kadaver an der Seite. Geier fressen sich daran satt. Josh moechte davon ein par Bilder machen, derweil gehe ich auf eine besondere Felsformation zu. Es ist eine Ansamlung von Gestein auf einer Huegelspitze. Der Weg dorthin nimmt Zeit in Anspruch. Desto naeher ich komme, bemerke ich die enorme Groesse. 5-6 Meter hoch ist es etwa. Josh ist mir gefolgt. Nun sind wir beide auf dem Weg rauf. Die Aussicht muss super sein von dort oben. Schwieriger als gedacht ist der Aufstieg.

Der Fels, an vielen Stellen bruechig. „Julian komm mal schnell! Ich stuerze gleich ab!“ Mit schnell kann ich leider nicht helfen. Selbst klammer ich mich an einer unguenstigen Stelle fest. Ein par elend lange Sekunden vergehen. Durch meinen  Kopf schiessen „Wahrscheinlichkeiten“. Ein Sturz aus der Hoehe zieht mindestens Knochenbrueche mit sich. Waere es sogar Lebensbedrohlich? Langsam schiebe ich mich zurueck. Vllt. kann ich ja doch helfen, auch wenn es nur langsam geht. Dann die Erloesung. Er hat es aus eigener Kraft geschafft. Einfach nicht daran denken was passiert waere wenn. Dies macht nur unsicher. Zurueck gehen ist jetzt auch nicht mehr drin. Oben angelangt gibt es eine tolle Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen. Kein Hinderniss nimmt die Weitsicht. Ich mache viele Fotos, kombiniert ergeben sie am PC hoffentlich ein Panorama.

Spaeter am Tag gabelt sich die Strasse. Wir fahren links lang, die Richtung scheint zu stimmen. Am Horizont erscheint eine kleine Berg kette. Unser Weg fuehrt genau darueber. Am Abhang stehe viele PKW und LKW. Die Steigung war zu viel. Unsere Motorraeder jedoch ohne Beschwerden. Selbst die 40 km/h Grenze hebt sich auf ganze 60. Ein gutes Gefuehl! An einer Tanke dann doch wieder Ernuechterung. Rechts rum waere richtig gewesen. Wie viel Kilometer wir in die falsche Richtung gefahren sind, wissen wir nicht mehr. Zurueck gehts ohne viel murren. 60 Kilometer Umweg muessen wir hinnehmen. Kurz vor der Gablung schlagen wir an einem See das Zelt auf. Gegessen wird mitten in einer riesigen Kuh / Pferde Herde.

Die Kuehe sind sehr neugierig. Ich versuche mich darin, die Herde wegzutreiben. Es klappt ganz gut.

Spaeter kommt noch ein Mongole. Schweigend beobachtet er uns mit teilweise verwunderter Miene. Unser Zelt ist nicht nach seinem Geschmack.
Im See baden ist unmoeglich. So viele Muecken habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Also wieder dreckig schlafen gehen. Yeees :)!

4 Uhr morgens ist eine grausame Uhrzeit. Schwerfaellig gehts raus. Gepaeck nach unten schleppen, aufs Motorrad packen und super festbinden. Nun Joshs Motorrad auf Touren bringen. Kickstart geht nicht, anschieben klappt auch nicht mehr. DAS DARF DOCH NICHT WAHRSEIN!!! Beim anschieben geht die Maschiene zwar an aber reagiert nicht aufs Gas. Sie bekommt kaum Benzin, so unsere Schlussfolgerung. Wieso nur? Die Leitung geht vom Tank in den dazwischen geschteckten Benzinfilter, dann direkt zur Zuendung. Ich habe einen Verdacht. Der Benzinfilter scheint zu tief zu haengen. Josh schneidet ein Stueck der Leitung zwischen Tank und Benzinfilter ab. Dadurch haengt der Benzinfilter hoeher und tatsaechlich! Immernoch protestierend aber der Motor bleibt an. Los gehts auf die Hauptstrasse. Alles frei :)! Ueber die roten Ampeln. Interessiert ja eh keinen. Diesmal koennen wir den Schlagloechern rechtzeitig ausweichen. Es macht einen Spass. Unglaublich! Die Gaenge lassen sich Butterweich schalten, jedes drehen am Gas zieht mich mit Gewalt voran. Der Fahrtwind ist kalt aber angenehm. Schneller als gestern erreichen wir den Bahnsteig. Unsere Haende gehen vor Freude nach oben. Es klappt! Wir kommen endlich weiter. Dann die Stadtgrenze mit einer Zollartigen Station. Ich bleibe 500 m davor stehen. „Was ist los?“ fragt Josh. Mein Finger zeigt auf die Zollstation. Kein Weg fuehrt drum herum. Ein dicke Betonmauer von Horizont zu Horizont. Die Stadtgrenze! Wie sollen wir da durch kommen? Einfach Gas und weiter? Werden wir dann verfolgt? Was bringts? Versuchen! Anders geht es nicht. Keiner versucht uns aufzuhalten. Verfolgt werden wir auch nicht. Langsam frage ich mich: „Haben wir einfach nur extremes Glueck oder interessiert es wirklich keinen?“ Egal wie es ist, geschafft haben wir es. Immer Richtung Westen auf den Weg zum White Lake. 2 km spaeter stehe ich bedroepelt am Strassenrand. Einen Knall hat es gegeben im Auspuff. Anspringen will sie nicht mehr. Wir versuchen es auch mit anschieben. Keine Chance. Sie schleppt sich vllt. 200m weit, geht dann jedoch wieder aus. Ueber den Huegel ist ein kleiner Ort mit Tankstelle. Schweissgebadet, mit Haenden und Fuessen erklaere ich der Tankstellenwaerterin den ernst der Lage: „Gibt es hier eine Werkstadt, wenn ja wo? Natuerlich gegen Bares!“ Ja so etwas aehnliches gibt es tatsaechlich. Sie ruft den tankenden Leuten etwas zu, diese lassen sofort alles stehen und liegen. Ich deute verlegen auf meine Maschiene. Es wirkt wie ein Boxenstopp. Vier Maenner ruetteln an allem. Ich fange an mir Sorgen zu machen. Reparieren oder demontieren sie sie? Einer winkt und deutet auf die Zuendkerze. Josh gibt ihm eine Ersatzzuendkerze. Leider kein Effekt. Kurze laute Diskussion. Benzin wird auf die Zuendkerze getroepfelt. Laut springt der Motor wieder an. Was fuer eine Erleichterung. Ich danke den Leuten so gut ich kann. Sie laecheln und begeben sich wieder zu ihren Wagen. Geld verlangen sie nicht. Leider ist meine Maschiene nicht ganz wieder hergestellt. Bei mehr als 3500 u/min greift das Getriebe nicht richtig. Mehr als 40 km/h ist nicht drin. Deprimierend. Ich fuehle mich wie auf einen Mofa.
Das Dorf ausser Sichtweite, machen wir den ersten freiwilligen Stop. Auf einer grossen Wiese liegen wir im Schatten der Motorraeder.

Stiere mit teilweise sehr grossen Hoernern grasen frei und ohne Zaun um uns rum. Ein junger Stier wird neugierig und nuckelt an meinem Trinkschlauch. Ein bitteres Erlebnis. Sofort wische ich das Mundstueck ab. Hoffentlich bekomme ich jetzt nicht irgendeine komische Krankheit deswegen.
Kurz dannach hoehrt die Asphaltstrasse auf. Atemberaubend! Nichts als Gras und Huegel soweit das Auge reicht. Dort wo die Fahrzeuge lang fahren, ist das Gras duenn oder komplett abgetragen. Motorradfahren ist nicht ungefaehrlich. Immer wieder gibt es kurze Sandpassagen die schnell die Reifen durchdrehen lassen. Die ersten „Wildpferde“ begegnen uns auf der Strasse. Wir steigen ab. Josh muss sein Gepaeck neu fixieren, ich filme ein bisschen und bringe das GPS mit einer menge Tape auf den Tank an. Jap wir sind auf den richtigen Weg. So fahren wir mehrere Stunden am Stueck. Ich kontrolliere ab und zu den Weg waerend der Fahrt. Peinlicherweise haut es mich dabei bei einer sandigen Stelle aus der Bahn. Direkt vor zwei Mongolen komme ich erst ins schleudern, dann stuerze ich bei der halsbrecherrischen Geschwindigkeit von 2 km/h. Zu guter letzt muss mir Josh auch noch helfen die Maschiene wieder in die Fahrposition zu bringen. An liebsten haette ich den zwei Mongolen gesagt: „Ich fahre erst seid 5 Stunden Motorrad und habe nicht nur Gepaeck sondern auch einen 10 Liter Wasserbeutel auf der linken Seite (nach links bin ich umgekippt).“
Eine Sonnenbrille wird irgendwann unverzichtbar. Immer wenn Autos ueberholen oder entgegenkommen wird man eingehuelt in eine dicke Sandwand. Die Augen traenen ordentlich. Ein notduerftiger Schutz in Form einer Brille hilft da schon. Heute haben wir uns einen groesseren Fluss als Tagesziel gesetzt. Ca 147km von Ulan-Bator entfernt. Durchschnittlich kommen wir mit 25 km/h vorran. Bei der Mittagspause versagt das GPS. Der Strom des Zigarettenanzuenders ist anscheinend nicht gut genug. Ab jetzt gehts mit Karte weiter. Manchmal wuerde man die verdammte Elektronik am liebsten in den Himmel schiessen.
An dem heutigen Tag habe ich Josh Maschiene mindestens 20 mal angeschoben. Es ist schon ein nerviger Fehler. Immerhin die letzten km koennen wir wieder auf Asphalt fahren. Der Ruecken tut ordentlich weh. Schlagloecher haben ihn durchgeruetelt.
Der Fluss liegt direkt hinter einem Dorf. An seinen Ufern schlagen wir das Zelt auf.

Milliarden von 2-3 mm kleinen Fliegen gibt es da. Abendessen wird in langen Klamotten und Moskitonetzen. Fliegen werden einfach mitgegessen. Es kostet ueberwindung aber der Hunger treibts rein. Das Wetter schlaegt um. Ein Sandsturm zieht ueber uns hinweg. Gute Sache, dass Josh ein Sturmfestes Zelt gekauft hat!